Von Telis Demos

NEW YORK (Dow Jones)--In der Branche sind sich fast alle einig, dass Vermögensverwalter größer werden müssen. Fusionen allein sind dabei womöglich kein Allheilmittel.

Stark steigende Zuflüsse in kostengünstige, passiv gemangte Anlageformen und Druck auf Gebühren für aktives Management setzen Vermögensverwaltern seit Jahren zu. Eine Möglichkeit, diesen Druck zu mindern, wäre Expansion: Skaleneffekte würden dafür sorgen, dass sich die Kosten auf eine breitere Einnahmebasis verteilen ließen. Manch Asset Manager könnte dann besser mit Branchenriesen wie Blackrock konkurrieren.

In den vergangenen Jahren kam es zu verschiedenen hochkarätigen Fusionen und Übernahmen in der Vermögensverwaltung, darunter waren die Zusammenschlüsse von Invesco und OppenheimerFunds, von Franklin Resources mit Legg Mason, von Federated Investors und Hermes sowie von Janus mit Henderson. Trotzdem ist es ein langer Weg, um es mit Blackrock aufnehmen zu können: Mit einem verwalteten Vermögen von über 1,5 Billionen US-Dollar sind noch die größten der fusionierten Unternehmen deutlich, denn der Anlagepool von Blackrock nähert sich bereits der Marke von 10 Billionen Dollar.


 Florierende Märkte haben Assetmanagern zuletzt geholfen 

Invesco, Janus Henderson und Franklin Resources haben im bisherigen Jahresverlauf den S&P 500 Financials Index geschlagen oder dessen Wertentwicklung in etwa erreicht. Florierende Märkte halfen den Managern, das Vermögen ihrer Kunden zu steigern und höhere Erträge zu realisieren. Auch die Mittelzuflüsse der Branche waren äußerst stark. Laut Morningstar gab es in der ersten Hälfte des Jahres 2021 in den USA den größten Mittelzufluss in langfristige Investmentfonds und börsengehandelte Fonds seit mindestens 1993.

Die Begeisterung für Fusionen an sich könnte den Aktien der Asset-Management-Branche ebenfalls zugutekommen, verwiesen sei hier auf das starke Engagement des aktivistischen Investors Trian Fund Management. Zu den Top-Performern unter den großen Finanzkonzernen gehörte nach Abschluss der Übernahme von Eaton Vance im Jahr 2021 Morgan Stanley.

Banken sind für den Erwerb von Vermögensverwaltern grundsätzlich hervorragend geeignet. Letztere werfen zinsunabhängig stetige Erträge ab und brauchen nicht viel Eigenkapital. Das macht sie für Banken besonders wertvoll, selbst wenn die Gebühren unter Druck geraten sollten. Vermögensverwaltungs-Gesellschaften teilen natürliche Synergien mit den Vermögensverwaltungs-Abteilungen von Banken. Die können beim Vertrieb der Finanzprodukte helfen, wenngleich es hier Grenzen gibt, weil Aufseher mögliche Interessenskonflikte sehr genau im Blick haben.

Ein Bericht des Wall Street Journal über einen möglichen Zusammenschluss zwischen Invesco und der Vermögensverwaltungseinheit von State Street ließ die Invesco-Aktie am vergangenen Freitag um mehr als 5 Prozent steigen. Durch eine solche Fusion entstünde mit einem verwalteten Vermögen von mehr als fünf Billionen US-Dollar ein neuer Branchenriese. Noch ist allerdings nicht klar, ob State Street im Falle eines Abschlusses eine Beteiligung an der fusionierten Einheit anstrebt oder lediglich Geld sehen möchte.

Es ist allerdings nicht immer für eine Bank, eine Beteiligung zu besitzen: So hat sich die PNC Financial Services Group kürzlich von ihrer Blackrock-Beteiligung getrennt, um Kapital freizusetzen und in den Ausbau ihres Kernbankgeschäfts investieren zu können.


 Banekn können in Ruhe nach Nischenanbietern Ausschau halten 

Nichts hindert Banken daran, sich ständig auf diesem Markt umzuschauen, auch wenn sie sich ansonsten auf einträgliche Nischen konzentrieren oder sich mit Themen wie nachhaltigen Investitionen befassen. Morgan Stanley bezeichnete Parametric Portfolio Associates als das wesentliche Ziel bei der Übernahme von Eaton Vance. Das Tochterunternehmen von Eaton Vance ist spezialisiert auf systematische Investmentstrategien und arbeitet mit eigens angepassten Indizes.

Goldman Sachs hat gerade den Kauf der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten NN Investment Partners in Europa vereinbart. JPMorgan Chase erwarb vor kurzem das Investment-Unternehmen Campbell Global, das sich auf nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft spezialisiert hat.

Am Montag gaben die Aktien von Invesco schon wieder all ihre zuletzt erzielten Gewinne und mehr noch wieder ab. Mit ihrem Rückzug preisten die Anleger die von China ausgehenden Risiken ein. Invesco verzeichnete in letzter Zeit starke Zuflüsse in seinem China-Geschäft und expandierte bei institutionellen und privaten Kunden. Für die meisten Vermögensverwalter verlief diese Woche ernüchternd, während Finanzwerte im Allgemeinen zulegen konnten. Aus Sicht des Marktes dominierte offensichtlich das Bewusstsein für die Risiken bei wichtigen Deals.

Größe hilft. Aber noch beruhigender sind wohl starke Zuflüsse und die richtigen Produkte in Schlüsselregionen oder solche mit nachhaltiger Ausrichtung und gesellschaftlicher Verantwortung.

Vermögensverwalter werden vollauf zu tun haben, um den Zustrom von Mitteln nicht abreißen zu lassen - ganz gleich wie groß sie bereits sind oder einmal werden wollen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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September 24, 2021 06:18 ET (10:18 GMT)