TUTZING (dpa-AFX) - Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke sieht erhebliche Investitionen in Technologie als Schlüssel für die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. "In meiner Vision wird die ARD ein Medienverbund, der journalistische Qualitätsinhalte mit erstklassiger Technologie verbindet", sagte Gniffke am Samstag in der Evangelischen Akademie Tutzing am Starnberger See.

Technische Investitionen seien entscheidend im Wettbewerb mit internationalen Anbietern wie Netflix, Amazon und Spotify. "Es braucht auch Technologie, wenn wir den großen Plattformbetreibern Paroli bieten wollen", sagte Gniffke, der auch Intendant des Südwestrundfunks (SWR) ist. Er betonte sein Ziel, mit der ARD bis Ende des Jahrzehnts zum relevantesten Streaming-Anbieter in Deutschland zu werden.

"Die ARD will in den kommenden Jahren mehrere hundert Millionen Euro in die Entwicklung von Technologie investieren", sagte der ARD-Vorsitzende. Dabei gehe es zunächst um den Aufbau eines gemeinsamen Streaming-Netzwerkes mit dem ZDF.

Das könne dann der Nukleus sein für "etwas noch viel Größeres", sagte Gniffke. "Ein Marktplatz für alle deutschen Medien. Dabei geht es darum eine Medieninfrastruktur zu schaffen, die die Chance hat, die Macht der Social Networks und der großen Plattformbetreiber zu brechen."

"Das wird enorm viel Geld kosten", sagte Gniffke. "Diese notwendigen Ressourcen werden wir nicht einfach obendrauf kriegen. Da bin ich nicht weltfremd", räumte der ARD-Vorsitzende ein. "Also müssen wir unsere Kräfte bündeln."

Gniffke ist seit Jahresbeginn ARD-Vorsitzender. Das Amt wechselt unter den Anstalten. Der Vorsitzende vertritt alle neun Landesrundfunkanstalten der ARD als oberster Repräsentant.

Technologie und Künstliche Intelligenz seien zudem auch nötig im Einsatz gegen gefälschte Bilder und Videos sowie für digitale Wasserzeichen zum Schutz von Inhalten. Textroboter könnten laut Gniffke Routineaufgaben abnehmen, um Kapazitäten freizubekommen für genuin journalistische Tätigkeiten wie aufwendige Recherche.

Die öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren sich ganz überwiegend aus dem Rundfunkbeitrag, den Haushalte und Unternehmen zahlen. Er liegt derzeit bei monatlich 18,36 Euro. Die aktuelle Beitragsperiode läuft noch bis Ende 2024./fd/DP/zb