Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor weiteren Banken-Pleiten ebbt an den Aktienmärkten weiter ab.

Dax und EuroStoxx50 legten am Dienstag jeweils leicht auf 15.162 beziehungsweise 4173 Zähler zu. Die Übernahme der kollabierten Silicon Valley Bank durch die US-Bank First Citizens Banchares habe die Anleger erst einmal beruhigt, sagte Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG. "Das Thema Kreditklemme könnte aber an den Finanzmärkten zu einem Thema werden."

Zwar würden die US-Regierung und die US-Notenbank ihre schützende Hand über die Banken halten, konstatierte Henke. Gerieten kleinere Regionalbanken aber in Schieflage, könnte dies schwere negative Folgen für die Konjunktur haben, da sie für die Kreditvergabe zuständig seien. Zumindest für den Moment trete die Bankenkrise aber etwas in den Hintergrund, sagte auch Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Ob das für eine längere Erholung am Aktienmarkt ausreicht, muss sich jedoch erst zeigen."

Nach dem Einbruch in der vergangenen Woche erholten sich Titel der Deutschen Bank zunächst weiter und stiegen in der Spitze um 2,2 Prozent, bevor sie im Handelsverlauf um bis zu 3,3 Prozent ins Minus drehten. Am Markt werde zunehmend auf das Exposure der Deutschen Bank im Immobiliensektor verwiesen, sagte ein Händler. Auch die EZB-Bankenaufsicht treibt der Kursverfall bei den Deutsche Bank-Aktien in der vergangenen Woche um. "Was mir wirklich Sorgen machte war das Ausmaß an Nervosität, dass ich im Markt gesehen habe und unter den Investoren", sagte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria am Dienstag in Frankfurt auf einer Veranstaltung. Deutsche-Bank-Aktien waren am Freitag zeitweise 15 Prozent abgestürzt.

Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen hätten viele deutsche Sparer das Vertrauen in die vom Staat gesicherte Spareinlage verloren, sagte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar. "Wenn ein Großteil der Bevölkerung so verunsichert ist, besteht ein deutlich höheres Risiko, dass die Kunden schon bei der kleinsten Unsicherheit in einem Bank Run ihre Konten leerräumen."

Auf Talfahrt gingen erneut Immobilienwerte. Dem Sektor machen vor allem die Folgen der gestiegenen Zinsen und die nach oben geschossenen Baukosten zu schaffen. Der europäische Branchenindex gab 3,5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit mehr als fünf Monaten nach. Aroundtown brachen in der Spitze um 12,3 Prozent auf ein Rekordtief ein. Händler fürchten, dass der Konzern seine Dividende streichen könnte, nachdem schon Grand City Properties diese ausgesetzt hatte.

Sorgen um die Lage des Immo-Sektors ließen auch Vonovia um mehr als sechs Prozent auf den niedrigsten Wert seit fast zehn Jahren fallen. Damit führte Deutschlands größter Immobilienkonzern, der zuletzt die Dividende gekürzt hatte, die Liste der Dax-Verlierer an.

SICHERE ANLAGEN WENIGER GEFRAGT

Nach dem von den US-Behörden unterstützten Deal für die Silicon Valley Bank ebbte das Interesse an sicheren Anlagen weiter ab. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gab um 0,3 Prozent auf 102,41 Punkte nach. Auch um Staatsanleihen machten Investoren einen Bogen. Im Gegenzug zog die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf bis zu 2,327 Prozent an.

Die auf bis zu 3,577 Prozent gestiegene Rendite für US-Treasuries setzte an der Wall Street im vorbörslichen Handel Wachstumswerten wie Apple, Meta und Alphabet zu. Auch die US-Futures der wichtigsten Indizes deuteten auf einen schwächeren Handelsstart hin.

Die abnehmende Furcht vor einer Bankenkrise zerstreute am Rohölmarkt die Sorge, dass finanzielle Turbulenzen der Wirtschaft schaden und die Nachfrage nach Treibstoff drosseln könnte. Die Sorte Brent aus der Nordsee und US-Leichtöl verteuerten sich erneut leicht auf 78,32 Dollar beziehungsweise 72,97 Dollar pro Barrel.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)