PARIS/LONDON (awp international) - Die Angst vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus und erneut scharfen Einschnitten für die Wirtschaft hat die Anleger an Europas wichtigsten Aktienmärkten am Donnerstag in die Flucht getrieben. Der EuroStoxx 50 sackte gegen Mittag um 2,49 Prozent auf 3191,85 Punkte ab. Der französische Cac 40 fiel um 2,19 Prozent auf 4833,31 Zähler. Der britische FTSE 100 verlor 2,22 Prozent auf 5803,46 Punkte.

"Das Coronavirus lehrt europäischen Aktienanlegern wieder das Fürchten" stellte Marktanalyst Timo Emden von Emden Research fest. Nun sickere "die bedrückende Erkenntnis durch, dass das Infektionsgeschehen rund um Covid-19 in der alten Welt unmittelbar dabei ist, ausser Kontrolle zu geraten". Ein zweiter Lockdown würde dem europäischen Konjunkturmotor stark zusetzen und ihn möglicherweise wieder zum Herunterfahren zwingen, bemerkte Emden.

Aus Branchensicht stand der Automobilsektor mit minus 3,5 Prozent am stärksten unter Verkaufsdruck. Die Autoindustrie mit ihren weltweit verflochtenen Lieferketten wäre von einer neuerlichen Abriegelung oder Teilabriegelung des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft besonders stark betroffen. Abermals könnten Produktionsunterbrechungen drohen.

Die Aktien von Roche gehörten mit einem Verlust von 3,0 Prozent zu den grösseren Tagesverlierern. Der Pharmakonzern setzte in den ersten neun Monaten weniger um als ein Jahr zuvor. Dabei belastete neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie auch der starke Schweizer Franken. Dank der Corona-Tests sowie einer anhaltend guten Nachfrage nach neuen Medikamenten konnten sich die Umsätze im dritten Quartal Roche zufolge mit einem währungsbereinigten Plus von einem Prozent stabilisieren. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte der Konzern.

Europas grösster Billigflieger Ryanair streicht seinen Winterflugplan wegen der verschärften Reisebeschränkungen in der Corona-Krise weiter zusammen. Von November bis März werde Ryanair voraussichtlich nur rund 40 Prozent so viele Flüge anbieten wie im vergangenen Winter, teilte das irische Unternehmen mit. Bisher hatte das Management rund 60 Prozent angepeilt. Die Ryanair-Papiere büssten 3,0 Prozent ein.

Dagegen stiegen die Aktien Lonza gegen den schwachen Markttrend um 1,7 Prozent. Die angekündigte Neuausrichtung des Pharmazulieferers wurde insgesamt gelobt. Die neue Strategie für die Zeit nach der endgültigen Trennung vom Chemiegeschäft beinhalte aber keine grossen Überraschungen, lautete der Tenor von Analysten./edh/men