PARIS/LONDON (awp international) - Die euphorische Stimmung an den europäischen Börsen hat am Donnerstag vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas nachgelassen. Die Gewinne im EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone bröckelten am späten Vormittag etwas ab, das Plus belief sich zuletzt auf 0,15 Prozent auf 3521,95 Punkte knapp über dem Tagestief.

Die Erwartungen an weitere geldpolitische Lockerungen der EZB sind hoch, entsprechend gross ist das Enttäuschungspotenzial. Als sicher gilt eine Senkung des Satzes für Bankeinlagen. Unsicherheit gibt es aber in der Frage einer möglichen Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die Notenbank.

In Paris gab der Cac-40-Index um 0,06 Prozent auf 5614,58 Punkte leicht nach. Der Londoner FTSE 100 gewann 0,09 Prozent auf 7344,60 Punkte.

Gestützt wurden die Börsen auch von Entspannungssignalen im Handelsstreit zwischen den USA und China. Beide Seiten versuchen derzeit, den Streit zu entschärfen. So will die US-Regierung die für Anfang Oktober angekündigte Anhebung der Strafzölle auf chinesische Importe im Umfang von 250 Milliarden US-Dollar um zwei Wochen auf Mitte Oktober verschieben. Zuvor hatte bereits China einige US-Produkte von Strafzöllen ausgenommen.

Konjunkturdaten aus der Eurozone enttäuschten. Die Industrieproduktion war im Juli erneut gesunken. Es war der zweite Dämpfer in Folge.

Von den nachlassenden Spannungen im Handelskonflikt profitierten Rohstoffwerte . Der entsprechende Sektor war der beste der Stoxx-600-Branchenübersicht mit plus 0,5 Prozent. Im Telekomsektor , der als zweitbester ähnlich stark zulegte, fiel eine Hochstufung auf "Outperform" für Vodafone durch die Bank Exane BNP Paribas auf. Vodafone gewannen in London 1,7 Prozent. Schlusslicht im Stoxx-600-Tableau waren die Reise- und Freizeitwerte mit minus 1,6 Prozent.

An der Eurostoxx-Spitze reagierten die Aktien von AB Inbev mit Kursgewinnen von 2,6 Prozent auf Neuigkeiten zum Börsengang der Asiensparte. Der weltgrösste Bierbrauer will Kreisen zufolge damit rund fünf Milliarden US-Dollar erlösen. Nicht mehr enthalten bei einem Gang an die Börse ist jetzt das Australien-Geschäft.

Der Mischkonzern Bouygues verkaufte einen Teil seiner Beteiligung am Zugkonzern Alstom . Das seit 2006 bestehende Alstom-Engagement hatte sich zuletzt immer mehr zum Bremsklotz entwickelt. Bouygues-Aktien gewannen in Paris 0,3 Prozent. Alstom sackten um 4,5 Prozent ab./ajx/jha/