PARIS/LONDON (awp international) - Die Erholungsrally an den europäischen Aktienmärkten kennt auch am Mittwoch kein Ende. Am dritten klaren Gewinntag in Folge rückte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zuletzt um 1,66 Prozent vor auf 3049,12 Punkte. Er kehrte damit schwungvoll über die Marke von 3000 Punkten zurück, was ihm Ende April nur kurz und knapp gelungen war. Er erreichte den höchsten Stand seit dem 10. März, als der Corona-Crash in der Hochphase war.

Die wichtigsten Länderindizes folgten dieser positiven Tendenz. In Paris zog der Cac 40 um 1,9 Prozent auf 4694,85 Punkte an, während der britische Leitindex FTSE 100 1,4 Prozent auf 6153,07 Zähler gewann. Der spanische Ibex und der italienische FTSE MIB lagen ähnlich stark im Plus.

Als Treiber gelten weiterhin die laufenden Lockerungen bei den Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. "Die Anleger scheinen vorerst die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China zu ignorieren", sagte Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK. Dabei drehen sich die Sorgen derzeit vor allem um die Lage in Hongkong und ein von China geplantes Gesetz, das den Einsatz eigener Sicherheitsorgane in der Sonderverwaltungszone ermöglichen soll.

Getrieben wurde die Rally unter anderem von den Aktien aus der Reise- und Freizeitbranche - in der Hoffnung darauf, dass die Lockerungen hier wieder eine Perspektive geben für das so wichtige Sommergeschäft. Das jüngste Kursfeuerwerk bei Tui ging mit einem Anstieg um phasenweise mehr als einem Drittel in die nächste Runde. In der Spitze haben sie sich in dieser Woche nun schon verdoppelt, zuletzt betrug das Plus noch etwa 20 Prozent.

Auch die Aktien von Fluggesellschaften und Kreuzfahrtanbietern wurden weiter beflügelt. Papiere der Reederei Carnival kletterten in London um fast neun Prozent, während aus der Flugbranche IAG und Air France-KLM um jeweils mehr als sechs Prozent weiter anzogen.

Die Hoffnung auf eine schnelle Erholung aus der Corona-Krise hat am Mittwoch auch die Automobil- und Bankentitel angetrieben, die noch stärker gefragt waren wie die Reisebranche. BNP Paribas gaben in letzterem Sektor die Richtung vor mit einem Kurssprung um zehn Prozent, nachdem sie von den Experten von Morgan Stanley am Mittwoch auf "Overweight" hochgestuft wurden.

Im Autosektor waren Renault mit einem Kurssprung um 18 Prozent richtungsweisend. Frankreich will seine Autobranche mit einem Hilfspaket von mehr als acht Milliarden Euro stützen. Davon werde über eine Milliarde Euro fliessen, um die wegen der Corona-Krise eingebrochene Nachfrage wieder in Schwung zu bringen. Das hatte Staatschef Emmanuel Macron am Vorabend angekündigt.

In Zürich waren die Aktien des Chemiekonzerns Sika negativ auffällig mit einem Kursrutsch um fünf Prozent. Der französische Industriekonzern Saint-Gobain , dessen Aktien am Mittwoch um 1,3 Prozent stiegen, hat sich wie am Vorabend angekündigt von seinem Sika-Aktienpaket durch eine Privatplatzierung getrennt./tih/jha/