PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben ihre Vortagesgewinne deutlich ausgebaut. Starker Rückenwind kam am Donnerstag von der tonangebenden Wall Street, wo einige erfreuliche Unternehmenszahlen und robuste Konjunkturdaten für gute Laune sorgten. Am US-Arbeitsmarkt verbesserte sich die Lage überraschend deutlich. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel erstmals in der Corona-Krise unter 300 000.

Der EuroStoxx 50 zog um 1,61 Prozent auf 4149,06 Punkte an und erreichte damit das höchste Niveau seit Ende September. Der französische Cac 40 stieg um 1,33 Prozent auf 6685,21 Punkte. Der britische FTSE 100 schaffte ein Plus von 0,92 Prozent auf 7207,71 Punkte.

Das viel beachtete Protokoll der US-Notenbank am Vorabend hatte indes die erwarteten Ergebnisse gebracht. Es sei nun "klar, dass die ultralockere Geldpolitik zu Ende geht", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets.

Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect fügte hinzu, eine Reduzierung der konjunkturstützenden Anleihekäufe durch die US-Notenbank sei nun inzwischen eingepreist und irritiere die Märkte nicht mehr. Der Blick richte sich jetzt auf die weitere Konjunktur- und Inflationsentwicklung.

Bezüglich der Inflation gibt es noch keine Entspannungssignale. So nahm der Preisauftrieb in Spanien von hohem Niveau aus weiter zu. Im September stiegen die Verbraucherpreise zum Vorjahresmonat um 4,0 Prozent. Das war die höchste Rate seit Herbst 2008. Im Vormonat hatte die Rate 3,3 Prozent betragen.

Die konjunktursensiblen Rohstoffaktien zogen in diesem Umfeld deutlich an. Der Sektor führte das europäische Branchentableau mit einem Plus von 3,3 Prozent an.

"Die gestern veröffentlichten US-Inflationsdaten für September signalisieren laut Meinung unserer Volkswirte zunehmende Inflationsrisiken", stellte Analyst Daniel Briesemann von der Commerzbank angesichts der gestiegenen Edelmetallpreise fest. Bei den Industriemetallen falle zudem der Preissprung bei Zink nach der Ankündigung von Produktionskürzungen auf.

Vor diesem Hintergrund zogen die Papiere von ArcelorMittal um rund drei Prozent an und setzten sich damit an die Spitze des Cac 40. Analyst Carsten Riek von der Bank Credit Suisse hatte seine operativen Ergebnisschätzungen für 2021 und 2022 angehoben und damit höheren erzielten Stahlpreisen in den USA und Europa Rechnung getragen.

Technologiewerte standen in der Gunst der Anleger erneut weit oben und verzeichneten ein Plus von 2,5 Prozent. Die Papiere des Sektor-Schwergewichts ASML gewannen knapp 4 Prozent und profitierten damit von Nachrichten aus Fernost. Taiwan Semiconductor hatte für das vierte Quartal Umsätze und Margen über den Erwartungen der Analysten in Aussicht gestellt. Zudem rechnet der weltgrößte Chipfertiger auch für das kommende Jahr mit knappen Produktionskapazitäten für Halbleiter. Der Ausrüster ASML gilt als ein Profiteur dieser Situation./la/he