PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Donnerstag nur leicht schwächer geschlossen. Die Rally stockte weiter. Die erhoffte Pause im Zinsanhebungszyklus der US-Notenbank werde inzwischen nicht mehr ganz so als ausgemacht angesehen wie noch vor etwa einer Woche, sagte Marktexperte Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Zuletzt habe der Präsident der Notenbank von St. Louis, James Bullard, für einen Dämpfer gesorgt.

Der EuroStoxx 50 beendete den Handel mit minus 0,11 Prozent auf 3878,42 Punkte. Der britische FTSE 100 hielt sich mit minus 0,06 Prozent auf 7346,54 Punkte stabil. Der französische Cac 40 sank um 0,47 Prozent auf 6576,12 Punkte. Das verhaltene Geschäft der vorangegangenen Tage setzte sich damit fort, zumal die weitere Entwicklung an den Börsen mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet ist.

"Die Gretchenfrage, wohin die Reise in den kommenden Monaten gehen wird, könnte mit dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft beantwortet werden", erwartet Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker IG Marktes. "Der Lackmustest wird darin bestehen, ob sich die Menschen von gestiegenen Preisen und höheren Lebenshaltungskosten die Kauflaune zum Fest verderben lassen oder nicht." Die Prognose des US-Einzelhändlers Target sei ein Warnsignal gewesen.

Einzelhandelswerte schwächelten vor diesem Hintergrund erneut deutlich, während sich der Technologie-Sektor etwas erholen konnte. In London stachen Versorger-Aktien nach anfänglichen Verlusten positiv heraus. Besonders deutlich legten hier Drax und Centrica zu, aber auch Greencoat UK Wind zeigten sich sehr fest. Im Fokus stand die Bekanntgabe einer temporären Sondersteuer auf Übergewinne für Stromerzeuger. RBC-Analyst John Musk sieht in dieser keinen Grund zur Sorge: Die Ankündigungen entsprächen im Großen und Ganzen dem, was Anfang der Woche in der "Financial Times" vorgeschlagen worden sei, schrieb er.

Für die Mehrheit der betroffenen Unternehmen rechnet Musk mit positiven Auswirkungen auf die Konsensschätzungen, die unter der erhöhten Unsicherheit gelitten hätten und daher hinter dem Rohstoffumfeld zurückgeblieben seien. Die Klarheit, die aus den Neuigkeiten resultiere, sollte die Anleger zurück in den Sektor locken, zumal drastischere Eingriffe befürchtet worden seien.

In den Blick rückte auch die sowohl im Bau- als auch im Telekommunikationsgeschäft tätige französische Bouygues, deren Aktien im Cac 40 um 6,5 Prozent absackten. Am Markt wurde vor allem auf den starken Lauf der Aktie verwiesen, die seit Mitte Oktober um 17 Prozent zugelegt hat. Die wichtigsten Eckzahlen zum dritten Quartal seien besser als erwartet ausgefallen, urteilte Analyst Jerry Dellis von Jefferies. Zwar sei das Management von seinem Profitabilitätsziel für die Tiefbau-Tochter Colas im kommenden Jahr abgerückt, das dürfte ihm zufolge allerdings kaum mehr überrascht haben.

Zahlen legte außerdem der britische Mode-Konzern Burberry vor und schob damit den Aktienkurs an. Burberry profitierte beim Umsatz vom starken US-Dollar, wie Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown schrieb. Das Unternehmen knüpfte damit an die Erfolge anderer Hersteller aus dem Luxusgütersektor an, deren Zahlen zumeist überzeugt hatten./ck/jha/