PARIS/LONDON (awp international) - Eine weitere Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie überwiegend positiv aufgenommene Unternehmenszahlen haben Europas grosse Aktienmärkte am Donnerstag weiter nach oben befördert. Der EuroStoxx 50 steig auf den höchsten Stand seit zwei Jahren. Zum Handelsschluss stand ein Plus von 0,49 Prozent auf 3706,68 Punkte zu Buche. Damit summiert sich der Gewinn des Leitindex der Eurozone seit dem Tief von Ende vergangenen Jahres auf mehr als ein Viertel.

Der französische Cac 40 stieg am Donnerstag um 0,41 Prozent 5890,99 Punkte. Für den britischen Leitindex FTSE 100 ging es um 0,13 Prozent auf 7406,41 Punkte nach oben. Hier hatte die Zinsentscheidung der Bank of England zwischenzeitlich für rege Kursbewegungen gesorgt.

Die USA und China einigten sich nach Angaben der chinesischen Regierung auf eine schrittweise Reduzierung der gegenseitig erhobenen Strafzölle. Dies werde Bestandteil eines ersten Teilabkommens sein, sagte Regierungssprecher Gao Feng. Das Abkommen solle innerhalb der nächsten Wochen unterzeichnet werden. Die Einigung auf eine schrittweise gegenseitige Zollsenkung ist Voraussetzung für das Zustandekommen eines Handelsabkommens.

Die britische Notenbank liess am Mittag den Leitzins zwar unverändert; angesichts wirtschaftlicher Risiken und des anstehenden Brexit öffnete sie jedoch die Tür für eine künftige Zinssenkung. Daraufhin fiel das Pfund zum Euro und die Aktienkurse in London stiegen. Mit einem schwächeren Pfund können sich die Exportchancen britischer Unternehmen verbessern. Als das Pfund anschliessend die Verluste zum Euro komplett wieder aufholte, gaben auch die Aktienkurse ihre Gewinne grossteils wieder ab.

Unter den Einzelwerten im Eurostoxx-50-Index gehörten die Aktien von Amadeus IT mit einem Plus von 3,7 Prozent zu den Top-Werten. Der Anbieter von Buchungssystemen legte im dritten Quartal dank neuer Kunden und Zukäufen kräftig zu. Unter dem Strich stieg der Gewinn um fast ein Sechstel. Mit dem Zahlenwerk schnitt das Unternehmen besser ab als von Analysten erwartet.

Dagegen waren die Papiere von Engie mit einem Kursabschlag von 4,4 Prozent das Schlusslicht im EuroStoxx 50. Den Anlegern reichte das Umsatzwachstum des französischen Versorgers in den ersten neun Monaten von fast 9 Prozent offenbar nicht aus.

Die Titel von ArcelorMittal schnellten um 6,7 Prozent nach oben, obwohl der weltgrösste Stahlhersteller wegen des Lagerabbaus in den USA etwas pessimistischer auf den Markt und den eigenen Absatz blickt als zuletzt. Im dritten Quartal gingen Umsatz und operatives Ergebnis wegen der schwierigen Marktlage und sinkenden Preisen deutlich zurück. Analysten hatten jedoch mit einem noch schwächeren Ergebnis gerechnet.

Der dänische Windkraftanlagenbauer Vestas kann sich weiter von der grösstenteils schwächelnden Konkurrenz wie Siemens Gamesa abheben. Die Auftragsbücher sind so voll wie nie und das operative Ergebnis fiel deutlich besser aus als erwartet. Die Vestas-Aktien verteuerten sich um 11 Prozent.

Die italienische Grossbank Unicredit profitierte im dritten Quartal von einem regen Geschäft an den Märkten, guten Provisionseinnahmen, einer geringeren Risikovorsorge und dem Sparkurs. Der Gewinn kletterte um rund ein Viertel. Die Erträge legten um knapp 2 Prozent zu. Damit schnitt die Bank besser ab, als Experten erwartet hatten. Die UniCredit-Papiere rückten um 6 Prozent vor./bek/zb