PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Donnerstag ihre Vortagesverluste zum Teil wieder wettgemacht. Insgesamt aber fällt es den wichtigsten europäischen Indizes nach der Kursrally bis Mitte Juni weiterhin schwer, eine klare Trendrichtung zu finden.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 beendete den Tag mit einem Plus von 0,36 Prozent auf 4078,89 Punkte, nachdem er am Mittwoch rund ein Prozent abgegeben hatte. Allerdings fiel sein Halbjahresplus mit etwas mehr als 14 Prozent satt aus. Der französische Cac 40 stieg am Donnerstag um 0,71 Prozent auf 6553,82 Punkte. Der britische FTSE 100 rückte sogar um 1,25 Prozent auf 7125,16 Punkte vor.

Das angelaufene zweite Halbjahr beginne an den Börsen "unter gänzlich anderen Voraussetzungen als das erste", kommentierte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Die Bewertungen seien höher, die Zinsen gestiegen und die US-Notenbank Fed habe bereits erste Signale für eine Zinswende ausgesendet. "Die geldpolitischen Stützen sind an ihrem Maximum angekommen, nächste Schritte dürften in Richtung Straffung statt Expansion gehen, und die Anleger stellen sich die Frage, wo die Börsen ohne die offenen Geldschleusen notierten und was passiert, wenn sie sich schließen." Das Ergebnis sei ein Schaukelmodus und unter dem Strich letztlich eine Seitwärtsbewegung.

Die einzige Branche mit Verlusten war die Technologiebranche, die um 0,7 Prozent nachgab. Besonders gefragt indes war der Öl- und Gassektor, der um 2,1 Prozent zulegte. Aktuell sprechen die Vertreter des Ölverbunds Opec+ über die weitere Förderpolitik. Wie bereits erwartet, dürfte die monatliche Steigerung der Ölförderung mit von Kreisen kolportierten 400 000 Barrel pro Tag zugleich geringer ausfallen, als zuvor prognostiziert worden war. Das treibt entsprechend die Ölpreise hoch. Totalenergies und Eni legten im Eurostoxx um etwas mehr als eineinhalb Prozent zu, Shell zogen im Stoxx um knapp 3 Prozent an.

Flutter waren allerdings Spitzenwert im EuroStoxx mit plus 3,0 Prozent. Die Experten der Bank of America hatten erst tags zuvor eine Kaufempfehlung für die Papiere des Glücksspielkonzerns ausgesprochen. Dagegen gab es bei EssilorLuxottica nach dem Rekordhoch vom Vortag Gewinnmitnahmen. Die kanadische Bank RBC strich ihre Empfehlung trotz grundsätzlicher Überzeugung vom Brillenkonzern, da sie das Restpotenzial inzwischen für überschaubar hält. Die Aktie verlor 1,7 Prozent.

In London gewannen Papiere von GlaxoSmithKline (GSK) 1,3 Prozent. Nach seinem Einstieg beim britischen Pharmakonzern erhöht der aktivistische Investor Paul Singer den Druck. Der umtriebige US-Milliardär und sein Hedgefonds Elliott übten erstmals öffentlich Kritik an der Unternehmensführung der vergangenen Jahre. Als Konsequenz werden unter anderem personelle Maßnahmen im Management verlangt./ck/men