PARIS/LONDON (awp international) - Der EuroStoxx hat am Freitag mit Gewinnen doch noch eine positive Wochenbilanz geschafft. Ein durchwachsener US-Arbeitsmarktbericht wurde zu Wochenschluss nicht zum Stolperstein für den Leitindex der Eurozone, der am Ende um 0,63 Prozent auf 3539,27 Punkte stieg. In dieser Woche hat er damit ein Plus von 0,3 Prozent eingefahren. Unter anderem hatte die zunehmende Euro-Stärke zuletzt zu einem holprigen Wochenverlauf beigetragen.

Auf Länderebene brachte der französische Cac 40 am Freitag mit 5609,15 Zählern ein Plus von 0,62 Prozent über die Ziellinie. Der britische FTSE 100 schlug sich ungeachtet der weiterhin bestehenden Unsicherheit um einen Brexit-Deal wiederholt besser. Der Londoner Leitindex stieg am Ende um 0,92 Prozent auf 6550,23 Punkte und erreichte den höchsten Stand seit Anfang März, als der Corona-Crash noch am Laufen war. Er hat noch Aufholpotenzial: Der EuroStoxx und der Pariser Cac 40 stehen derzeit bereits auf dem höchsten Niveau seit Ende Februar.

Am Vortag hatte der Londoner Index vor allem davon profitiert, dass das Vereinigte Königreich nach der erfolgten Zulassung des Biontech -Impfstoffs unter den entwickelten Ländern wohl als erstes mit dem Impfen beginnen wird. Laut Analyst Neil Wilson von Markets.com werden Investoren bei britischen Aktien nun zunehmend optimistischer für eine breite zyklische Erholung im Jahr 2021, ausgelöst von Impfstoff-Erfolgen und einer womöglich doch noch denkbaren Brexit-Vereinbarung mit der EU.

In Gesamteuropa als Stütze angesehen wurden auch die Auftragseingänge in der deutschen Industrie, deren Erholung vom schweren Corona-Einbruch voranschreitet. Im Oktober überschritten sie erstmals das Niveau vor der Krise. Aus den USA kamen durchwachsene Arbeitsmarktdaten. Der Beschäftigungsanstieg blieb dort klar hinter den Erwartungen zurück, die Arbeitslosenquote gab jedoch ein positiveres Bild ab.

Anlass zur freundlichen Stimmung geben laut Marktteilnehmern auch wieder steigende Hoffnungen auf ein weiteres US-Konjunkturpaket noch vor Jahresende - ein Optimismus, der am Freitag auch in New York die rekordhohen Kurse stütze.

Besonders gut war die Anlegerstimmung in der Ölbranche, deren gesamteuropäischer Sektorindex um mehr als drei Prozent zulegte. Er folgte damit dem anziehenden Ölpreis, nachdem sich der Ölverbund Opec+ auf eine geringere Steigerung der Ölförderung einigte als in einem früheren Plan vorgesehen. Eni und Total SA waren mit Anstiegen von mehr als drei Prozent vorne dabei im EuroStoxx.

Nach oben ging es auch im Reise- und Freizeitsektor, der seine Erholung mit einem Anstieg um 1,5 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Februar fortsetzte. Hier fangen die Anleger langsam an, die Hoffnung auf eine aufgehellte Perspektive in einer Zeit nach der Corona-Krise einzupreisen. Die Papiere des Reiseveranstalters Tui erholten sich etwas von einem zweitägigen Kursrutsch wegen weiterer Staatshilfen.

Auf der Verliererseite standen am Ende nur vier Branchenindizes: Neben dem Chemiesektor mit nur knappen Verlusten bildeten Versorger, Finanzdienstleistungen und Einzelhandel dieses Quartett mit Einbussen von bis zu einem halben Prozent./tih/he