PARIS/LONDON (awp international) - An den wichtigsten Aktienmärkten in Europa ist am Freitag wieder vorsichtiger Optimismus eingekehrt. Nach wie vor liegt das Hauptaugenmerk der Anleger auf dem Handelsstreit zwischen den USA und China. Hier gab es auch am letzten Handelstag der Woche weitere Aussagen von beiden Seiten. Nicht nur China betonte, sich ernsthaft um eine Vereinbarung im Zollstreit zu bemühen. Auch US-Präsident Donald Trump sprach erneut davon, dass man einem möglichen Abkommen bereits "sehr nahe" sei.

Auch wenn diese Aussagen weiter schwammig blieben, traten die enttäuschenden Stimmungsdaten von Unternehmen aus Grossbritannien und der Eurozone dennoch etwas in den Hintergrund. Der EuroStoxx 50 beendete den Tag mit plus 0,21 Prozent auf 3687,32 Punkte. Im Wochenverlauf steht für den Eurozonen-Leitindex damit nach zwei freundlichen Wochen wieder ein Verlust von 0,7 Prozent zu Buche.

In London und Paris legten die Börsen am Freitag ebenfalls zu: Der französische Cac 40 rückte um 0,20 Prozent auf 5893,13 Punkte vor. In London stieg der FTSE 100 um deutlichere 1,22 Prozent auf 7326,81 Punkte. Die Pfund-Schwäche stützte, wie auch die Stärke der Rohstoffbranche an diesem Tag.

In Grossbritannien enttäuschte sowohl die Stimmung in der Industrie als auch im Dienstleistungsgewerbe. In der Eurozone hatte sich die Laune nur im Bereich Dienstleistungen spürbar eingetrübt. "Die Rezession im Verarbeitenden Gewerbe scheint auf den Dienstleistungssektor überzuspringen. Das sind keine guten Neuigkeiten", urteilte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Erfreulich sei nur, dass die bereits in der Rezession steckende Industrie zugleich einen Boden gefunden zu haben scheine.

Unternehmensnachrichten waren an diesem Freitag dünn gesät. Unter den 19 Branchen schwächelte nur die Immobilienbranche leicht und gab um 0,1 Prozent nach. Alle anderen Sektoren legten zu, allen voran die Rohstoffbranche mit plus 1,8 Prozent. In London etwa stiegen die Aktien von Glencore als einer der Favoriten im FTSE 100 um 3,1 Prozent, gefolgt von BHP Group , Anglo American und Rio Tinto , die um jeweils etwas mehr als 2 Prozent zulegten.

In Paris machten die Aktien des Stahlherstellers ArcelorMittal einen Sprung um 6,6 Prozent nach oben. Sie profitierten davon, dass die EU die Welthandelsorganisation WTO eingeschaltet hat, weil Indonesien die Ausfuhr von Rohstoffen zur Edelstahlproduktion beschränkt hat. Die Exportrestriktionen schränkten den Zugang europäischer Produzenten zu Stoffen wie Nickel oder Chrom unrechtmässig ein, hiess es.

In den Fokus rückten darüber hinaus auch die Anteile von Medienunternehmen. Mediaset gewannen in Mailand 1,6 Prozent, Mediaset Espana in Madrid stiegen um knapp 4 Prozent, während die von Vivendi in Paris um marktkonforme 0,4 Prozent zulegten. Eine gerichtliche Anhörung über einen Streit zwischen dem Grossaktionär Vivendi und Mediaset, die an diesem Freitag stattfinden sollte, wurde verschoben. Damit wurde den Parteien mehr Zeit für eine mögliche Einigung gegeben.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg zuvor unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person berichtet hatte, ist Vivendi wohl bereit, einen 20-prozentigen Anteil am italienischen Rundfunksender für 3,25 Euro je Anteilschein zu verkaufen, um die Fehde beizulegen. Grund des Streits ist eine geplante Umstrukturierung von Mediaset, im Zuge derer sich Vivendi als benachteiligt ansieht./ck/he