PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Börsen haben am Freitag etwas unter neu aufgeflammten Lockdown-Sorgen und steigenden Corona-Zahlen gelitten. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone fiel um 0,62 Prozent auf 4356,47 Punkte. Auf Wochensicht ergibt sich ein Minus von 0,32 Prozent.

An den großen Länderbörsen sah es am Freitag ähnlich aus. Der französische Cac 40 war im frühen Handel noch mit Mühe auf ein Rekordhoch gestiegen, rutschte aber schnell ins Minus und gab am Ende um 0,42 Prozent auf 7112,29 Punkte nach. Der britische FTSE 100 verlor 0,45 Prozent auf 7223,57 Punkte.

Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect verwies auf das "luftige Kursniveau" an den Märkten. Des Weiteren komme das Corona-Pandemie-Thema mit voller Kraft in die Aktienmärkte zurück. Die Auswirkungen für die Unternehmen sollten nicht unterschätzt werden.

Die Landesbank Baden-Württemberg warnte vor den wirtschaftlichen Auswirkungen erneuter flächendeckender Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Mit Österreich geht am Montag bereits ein Land erneut in einen Lockdown. Und auch mit Blick auf Deutschland sorgen sich die Anleger nun wieder vor einem denkbaren Lockdown.

Erneute Warnsignale gab es auch von der Inflationsseite. Der Preisauftrieb in Deutschland wird immer stärker. Im Oktober stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, so stark wie seit 70 Jahren nicht mehr. Gegenüber dem Vorjahresmonat seien die Erzeugerpreise um 18,4 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Europaweit gehörte der Bankensektor mit einem Minus von 2,3 Prozent zu den größten Verlierern. Die Branche litt unter Aussagen der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde. Diese lässt sich vom kräftigen Anstieg der Teuerungsraten nicht aus der Ruhe bringen und erteilte einem rascheren Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes eine Absage. Damit ist eine Erholung des wichtigen Zinsgeschäfts der Banken weiterhin nicht in Sicht.

Bei den Aktien der niederländischen ING kam als Belastung eine negative Studie der US-Bank Morgan Stanley hinzu. Die Anlagestory spiegele sich mittlerweile besser im Kurs des Bankhauses wider, schrieb Analystin Giulia Aurora Miotto. Mit der Ankündigung möglicher Aktienrückkäufe, die sie im Mai erwartet, liege der nächste Kurstreiber noch einige Monate in der Zukunft. Anleger sollten bis dahin nach einem besseren Einstiegszeitpunkt Ausschau halten. Die Papiere der ING schlossen mehr als drei Prozent im Minus.

Aktien aus der Öl- und Gasbranche sackten um 2,5 Prozent ein. Die konjunktursensiblen Ölpreise waren wegen der neuen Corona-Ängste deutlich unter Druck geraten.

An der Cac-40-Spitze setzten die Anteilsscheine von Hermes ihre Rekordjagd fort und zogen um gut fünf Prozent an. Der US-Bank JPMorgan zufolge könnte der Luxusgüterkonzern bald in den EuroStoxx aufsteigen./la/ngu