LONDON (awp international) - Die Gefahr eines Wiederaufflammens der Spannungen zwischen den USA und China hat den britische Aktienmarkt auch zum Start in den Mai belastet. Der Leitindex FTSE 100 fiel am Freitag um 2,45 Prozent auf 5756,83 Punkte. An den meisten anderen Börsen Europas wurde wegen des 1. Mai-Feiertages zum Wochenschluss nicht gehandelt.

US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben Hinweise darauf, dass die Corona-Pandemie ihren Ursprung in einem chinesischen Forschungslabor genommen haben könnte. Auf die Frage eines Journalisten, ob er Informationen gesehen habe, die ihm ein "hohes Mass an Zuversicht" in dieser Hinsicht gäben, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) im Weissen Haus: "Ja, habe ich." Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete derweil unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person, dass Trump erwäge, einem Pensionsfonds der Regierung Investitionen in chinesische Aktien zu verbieten.

"Die Stimmung für Aktien ist wieder angeschlagen", schrieb Analyst David Madden mit Blick auf die Aussage Trumps. Angesichts von 30 Millionen Arbeitslosen in den USA infolge der Corona-Krise versuche der US-Präsident, China für die Pandemie verantwortlich zu machen. Nun drohe womöglich ein neuer Handelsstreit zwischen den beiden Ländern.

Auf der Unternehmensseite fielen die Aktien des Billigfliegers Easyjet als einer der grössten Verlierer im FTSE 100 um 5,8 Prozent, nachdem der Konkurrent Ryanair vor weiteren Belastungen durch die Corona-Krise gewarnt hatte. Die Iren rechnen nun frühestens Mitte 2022 mit einer Rückkehr des Flugverkehrs auf Vorkrisenniveau. Ryanair-Papiere büssten 6,4 Prozent ein.

Für die Papiere der Royal Bank of Scotland ging es derweil nach der Veröffentlichung von Zahlen für das erste Quartal um 2,4 Prozent nach oben. Trotz der Unsicherheit wegen der Corona-Krise und einer hohen Vorsorge für drohende Kreditausfälle hatte die seit der Weltfinanzkrise verstaatlichte Bank die Gewinnerwartungen des Marktes übertroffen.

In Kopenhagen, wo am Freitag ebenfalls gehandelt wurde, weiteten die Aktien von A.P. Moeller-Maersk die Verluste des Vortages um 2,5 Prozent aus. Die Profitabilität der Branche habe sich zuletzt zwar gebessert, schrieb Analyst Samuel Bland von JPMorgan. Das sei aber vor allem dem eingebrochenen Ölpreis geschuldet. Dieser Effekte dürfte mit der Zeit wieder drehen, weshalb Bland für die Branche zur Vorsicht riet./bek/jsl