PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Kurse an den europäischen Börsen haben am Dienstag nicht von den mit Spannung erwarteten Inflationsdaten aus den USA profitiert. Die Verbraucherpreise legten im August zwar nicht ganz so stark zu wie befürchtet, verharren aber doch auf einem hohen Niveau. Angesichts einer Teuerung von mehr als fünf Prozent auf Jahressicht setzten die Anleger nicht auf Aktien: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 lag am Ende mit 0,05 Prozent moderat im Plus bei 4191,67 Punkten.

Die großen Börsenplätze Paris und London meldeten Verluste. Der französische Leitindex Cac 40 gab um 0,36 Prozent auf 6652,97 Zähler nach. Der auch "Footsie" genannte britische FTSE 100 verlor 0,48 Prozent auf 7034,32 Punkte.

Die US-Kerninflation ohne die im Preis oft schwankenden Komponenten Energie und Lebensmittel war mit 4,0 Prozent weniger hoch als erwartet. An den Finanzmärkten sei jedoch die Sorge umgegangen, dies könne auf eine schwächere Nachfrage hindeuten, schrieb Analyst Michael Hewson von CMC Markets. "Das wiederum schürt die Sorgen um die weltweite konjunkturelle Erholung."

Schwächster Sektor waren am Dienstag die Rohstoffproduzenten, der Sektorindex fiel um knapp zwei Prozent. Warnende Worte gab es von der Investmentbank Barclays. Die Rückschlagsrisiken für die Eisenerzpreise hätten sich schneller bewahrheitet als gedacht, schrieb Analyst Amos Fletcher in einer Branchenstudie. Grund seien rasante Einschnitte in Chinas Stahlproduktion. Fletcher passte seine Schätzungen für die Eisenerzpreise entsprechend an und stufte den Sektor auf "Neutral" ab.

Keinen Grund zum Feiern gab es auch bei den Brauereikonzernen. Die Privatbank Berenberg hatte die Aktien von Carlsberg um zwei Stufen von "Buy" auf "Sell" gesenkt. Analyst Javier Gonzalez Lastra sprach von einer Welle steigender Kosten in den vergangenen Monaten und kappte seine Schätzungen für das Jahr 2022 für alle Brauereien. Die Aktien von Carlsberg und AB Inbev verloren 3,5 beziehungsweise 1,7 Prozent.

Der Ölsektor hielt sich in dem schwachen Börsenumfeld stabil. Steigende Ölpreise stützten die Kurse. "Weiterhin sind die beträchtlichen Produktionsausfälle im Golf von Mexiko ein preistreibender Faktor", erklärte Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank den Anstieg. Auch zwei Wochen nach dem Hurrikan Ida seien laut einer US-Behörde noch immer knapp 800 000 Barrel pro Tag oder 44 Prozent der dortigen US-Ölproduktion außer Betrieb. "Zudem ist ein weiterer Hurrikan an der Golfküste von Texas an Land gegangen", so der Experte./bek/men