PARIS/LONDON (awp international) - Die Corona-Infektion von US-Präsident Donald Trump hat am Freitag auch Europas Börsen belastet. Gegen Mittag stand der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,88 Prozent im Minus bei 3165,84 Punkten, womit sich dennoch ein Wochenplus von knapp einem Prozent abzeichnet. Der französische Cac 40 sank zuletzt um 0,74 Prozent auf 4788,32 Punkte und der britische FTSE 100 verlor 0,95 Prozent auf 5823,71 Zähler.

Ein Marktbeobachter sprach von einem "grossen Schock", der naturgemäss die Risikobereitschaft der Anleger schmälere - schon in gut einem Monat findet die amerikanischen Präsidentschaftswahl statt. Wegen seiner Quarantäne verpasse Trump nun Wahlkampfveranstaltungen in drei wichtigen umkämpften US-Bundesstaaten, wobei vor allem Florida wichtig sei, ergänzte Marktstratege Stephen Innes vom Broker Axi. Zudem steht am Nachmittag noch der viel beachtete, monatliche Arbeitsmarktbericht der US-Regierung auf der Agenda.

Am besten hielten sich im europäischen Vergleich die Aktien aus der Bauindustrie: Deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann fast ein halbes Prozent.

Anteilsscheine des spanischen Bau- und Dienstleistungskonzerns Grupo ACS sprangen um 20 Prozent hoch, nachdem der französische Wettbewerber Vinci ihm ein unverbindliches Angebot über das Segment "Industrial Services" vorgelegt hatte. Demnach bietet Vinci 5,2 Milliarden Euro für die Sparte, zu der sowohl Ingenieuraktivitäten als auch eine Plattform für Entwicklung neuer Projekte bei erneuerbaren Energien zählen. ACS sei offen für Gespräche, heisst es. Die Vinci-Titel verteuerten sich um mehr als drei Prozent.

Der Index der als defensiv geltenden Telekommunikationstitel, die tendenziell in einem schwachen Marktumfeld gefragt sind, zählte mit einem knappen Plus ebenfalls zu den Favoriten. Zudem strich die Bank of America ihre Untergewichtungs-Empfehlung für europäische Telekomunternehmen.

Schlusslicht im Branchentableau war der vortags starke Index der Handelsunternehmen mit einem Minus von fast anderthalb Prozent. Auch der Index der Reise- und Freizeitunternehmen lag mit einem Minus von rund einem Prozent weit hinten, nachdem Trumps Infektion die Corona-Pandemie und ihre Folgen wieder stärker in das Blickfeld der Anleger gerückt hatte.

Zudem zog Ryanair mit minus zwei Prozent das Branchenbarometer nach unten. Bei der Billigfluggesellschaft sorgten die im September wieder stärker gesunkenen Passagierzahlen für trübe Stimmung. Derweil stiess der nicht im Branchenindex gelistete Reiseveranstalter Tui mit seinen Überlegungen für eine Kapitalerhöhung auf wenig Begeisterung. Die Aktien verloren in London fast zwei Prozent./gl/jha/