PARIS/LONDON (awp international) - Die Anleger an Europas Börsen haben sich am Freitag eher zurückgehalten. Der Fokus richtet sich auf den EU-Sondergipfel, auf dem das Hilfsprogramm zur Bewältigung der Corona-Krise zur Debatte steht. Der EuroStoxx 50 tendierte am Mittag mit 3364,96 Punkten kaum verändert.

An den Länderbörsen gab es keine einheitliche Tendenz. In Paris sank der Leitindex Cac 40 um 0,37 Prozent auf 5067,75 Punkte und in London stieg der FTSE 100 um 0,15 Prozent auf 6259,85 Punkte.

Ob auf dem EU-Gipfel rasch eine Einigung gelingt, bleibt fraglich. Kanzlerin Angela Merkel hatte die Erwartungen an eine schnelle Entscheidung über das milliardenschwere EU-Wiederaufbaupaket gedämpft. Dabei drängt die Zeit. Fachleute rechnen wegen der Corona-Krise mit einem noch tieferen Absturz der Wirtschaftsleistung im Euroraum. Wie die Europäische Zentralbank am Freitag in Frankfurt mitteilte, erwarten von ihr befragte Experten für dieses Jahr eine wirtschaftliche Schrumpfung im Währungsraum um durchschnittlich 8,3 Prozent. In der vorherigen Befragung drei Monate zuvor war nur ein Rückgang um 5,5 Prozent erwartet worden.

Doch selbst bei einer Einigung bleibt die weitere Entwicklung unsicher. "Ob die Aktienbörsen im Euroraum davon profitieren können, erscheint zumindest mit Blick auf die kommenden Monate fraglich", hiess es in einem Kommentar der LBBW. "Hier überwiegen nach unserer Einschätzung die Risiken. So dürfte es wohl länger als erhofft dauern, bis die Gewinne der Unternehmen wieder ihr Vorkrisen-Niveau erreichen können."

Stärkster Gewinner waren die Autowerte . Hier stützte vor allem das Plus der Aktie von Daimler , die von geringer als erwarteten Quartalsverlusten profitierte. Aber auch der Nutzfahrzeughersteller Volvo kam mit seinem Zahlenwerk gut an. Zwar brach der Umsatz ein, doch Analyst Jose Asumendi von JP Morgan lobte trotzdem. Kostensenkungsmassnahmen hätten sich positiv bemerkbar gemacht. Auch Staatshilfen in der Corona-Krise hätten gestützt.

Gefragt waren auch Technologiewerte. Hier ragten Aktien von Ericsson mit einem deutlichen Aufschlag von hervor. Der Netzwerkausrüster kam dank der hohen Nachfrage nach Produkten für den Aufbau des 5G-Netzes bislang gut durch die Corona-Krise. Der Umsatz im zweiten Quartal blieb im Vergleich zum Vorjahr stabil und der operative Gewinn legte zu. Gut schlugen sich zudem die Versorger. Die Deutsche Bank hatte in einer Branchenstudie die Kursziele zahlreicher Einzelwerte erhöht.

Unter den Einzelwerten ragten Yara mit einem Aufschlag von rund vier Prozent hervor. Der norwegische Düngerhersteller hatte im zweiten Quartal beim operativen Gewinn besser als als erwartet abgeschnitten. Ausserdem kündigte das Unternehmen einen Aktienrückkauf an.

Am Ende des Feldes lagen die Reise- und Luftverkehrswerte . Schwache Vorgaben aus Asien belasteten. Die Corona-Krise hat die asiatische Fluggesellschaft Cathay Pacific im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen gerissen./mf/mis