FRANKFURT (awp international) - Nach der imposanten Aktienmarkt-Rally in den vergangenen Wochen sind die Anleger am Donnerstag weiter vorsichtig geblieben. Ohne klare Fortschritte in den Handelsgesprächen und angesichts der Drohung von US-Präsident Trump die Strafzölle gegen China womöglich weiter anzuheben, werden Risiken eher gemieden.

Am Nachmittag sank der Dax um 0,49 Prozent auf 13 165,29 Punkte, nachdem er bereits am Vortag leicht nachgegeben hatte. Noch am Dienstag hatte der Leitindex bei 13 308 Punkten einen weiteren Höchststand seit Januar 2018 erreicht und ist seit dem Zwischentief Anfang Oktober nun um mehr als zehn Prozent nach oben gesprintet. Für den MDax ging es am Donnerstag um 0,27 Prozent abwärts auf 27 011,32 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,30 Prozent.

"Nach einem Plus von mehr als 1400 Punkten seit dem Oktober-Zwischentief kommt die aktuelle Atempause des Deutschen Aktienindex nicht überraschend. Positiv fällt dabei aber auf, dass die Gewinnmitnahmen in sehr engen Grenzen verlaufen", kommentierte Andreas Büchler von Index-Radar. Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank verwies auf eine Mischung aus Unwägbarkeiten und kaum berechenbaren Risiken, weshalb etliche Investoren zurzeit lieber abwarteten. So sei die deutsche Wirtschaft aus technischer Sicht knapp an einer Rezession vorbeigeschlittert. Der Handelsstreit samt der "dazugehörigen Verbaldrohungen" beherrsche zudem unverändert das Bild.

Im Zuge der Berichtssaison lag das Anlegerinteresse auch auf Einzelwerten. Allein drei Dax-Konzerne legten Quartalszahlen vor und äusserten sich zu ihren Jahreszielen. Sowohl der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA als auch der Versorger RWE wurden etwas optimistischer, was das Jahr 2019 betrifft. Dennoch gaben beide Aktien nach.

Das Merck-Papier sank um 2 Prozent, war allerdings auch zuletzt wieder stark gelaufen und hatte sich seinem 2017 erreichten Rekordhoch bei 115,20 Euro wieder angenähert. Die RWE-Aktie verlor zuletzt 3,3 Prozent. Aus Sicht von Goldman Sachs enttäuschte der erwartete Ergebnisbeitrag des Geschäfts mit Erneuerbaren Energien. Immerhin befindet sich RWE im Wandel hin zu einem Ökostromerzeuger.

Die Vorzugsaktie von Henkel büsste 1,7 Prozent ein. Die Konjunkturschwäche hatte beim Konsumgüterkonzern im dritten Quartal zum Gewinnrückgang geführt. Bei Daimler setzte der Kapitalmarkttag der Aktie des Autobauers zu. Sie gab um 3 Prozent nach. Die neben den Sparzielen bekannt gegebene Ergebniszielspanne für 2020 enttäuschte.

Unter den berichtenden Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe ragten zuletzt K+S , Cancom und Adler Real Estate hervor. Ein unerwartet deutlich gesenktes Jahresgewinnziel schickte im MDax das Papier des Dünger- und Salzkonzerns mit minus 5 Prozent auf Talfahrt. Beim IT-Dienstleister Cancom enttäuschte der Umsatz im dritten Quartal, woraufhin das Papier zuletzt 3,5 Prozent verlor.

Das Immobilienunternehmen Adler im SDax informierte indes über eine starke Geschäftsentwicklung und kündigte eine Neuausrichtung der Dividendenpolitik für 2020 an. Die Aktie sprang um knapp 11 Prozent hoch.

CTS Eventim büssten als MDax-Schlusslicht etwas mehr als 8 Prozent ein, nachdem Gründer und Vorstandschef Klaus Schulenberg die jüngste Aktienrally für einen Anteilsverkauf genutzt hatte.

Mit Übernahmespekulationen rückte darüber hinaus die Qiagen-Aktie in den Blick, für die es um 13 Prozent hoch ging. Der US-Technologiekonzern Thermo Fisher Scientific hat laut der Nachrichtenagentur Bloomberg angeblich Interesse, den Gendiagnostik- und Biotechkonzern zu übernehmen. Zudem hob die US-Bank JPMorgan ihre Anlageempfehlung für die Aktien um gleich zwei Stufen an und empfiehlt nun den Kauf.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,31 Prozent am Vortag auf minus 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,15 Prozent auf 144,42 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,21 Prozent auf 170,69 Zähler. Der Eurokurs fiel auf 1,0998 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,1006 Dollar festgesetzt./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---