FRANKFURT (awp international) - Steigende Corona-Infektionszahlen und triste Vorgaben der Überseebörsen dürften den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag zunächst belasten. Rund eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenstart signalisierte der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex Dax einen Abschlag von 0,71 Prozent auf 12 936 Punkte. Auch der EuroStoxx 50 wird ähnlich geschwächt erwartet.

Der Dax hatte nach einer schwächeren zweiten Septemberhälfte seit Oktoberbeginn wieder angezogen und die Hürde von 13 000 Punkten übersprungen. Doch ging dem deutschen Leitindex angesichts der grassierenden Pandemie zuletzt die Puste aus. An den Handelsplätzen in Asien gaben die Kurse am Donnerstag ebenfalls nach, so wie auch die Indizes in den USA am Vortag schwächer geschlossen hatten.

Für Deutschland meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Morgen mehr als 6600 Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen eines Tages . Zwar habe sich der Dax zuletzt noch erstaunlich robust gezeigt, heisst es am Markt, gleichwohl rechnen einige Beobachter nun mit anziehendem Verkaufsdruck an den Börsen: "Spätestens jetzt dürften die ersten Anleger kalte Füsse bekommen. Erste Gewinnmitnahmen sollten angesichts der unsicheren Lage zunächst nicht verwunderlich sein", befürchtet etwa Marktexperte Timo Emden.

Aktuell bleibt auch ein weiterer Belastungsfaktor die politische Starre in den USA: Dort befinden sich die Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten über ein weiteres Konjunkturprogramm zur Abfederung der Corona-Krise weiter in der Sackgasse. US-Finanzminister Steven Mnuchin hält eine Einigung noch vor der Präsidentschaftswahl am 3. November für schwierig. Zudem hält die Unsicherheit hinsichtlich des künftigen Verhältnisses der EU zu Grossbritannien an.

Während die Konjunkturagenda vor allem durch Daten aus den USA dominiert wird, haben auf Unternehmensseite die Anleger noch einige Quartalsberichte vom Vortag zu verdauen, bevor dann im Laufes des Handelstages die Quartalsdaten des Baukonzerns Hochtief folgen.

Derweil steht Grosshändler Metro mit seinen rückläufigen Umsatzzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr im Blick. Der Konzern konnte aber auf flächenbereinigter Basis das obere Ende seiner eigenen Ziele erreichen. An diesem Donnerstag wird noch die begründete Stellungnahme des Metro-Vorstands zum Übernahmeangebot von Milliardär Daniel Kretinsky erwartet, welches er bereits zurückgewiesen hatte.

Aktien von Drägerwerk lagen vorbörslich klar im Plus. Der Lübecker Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern profitiert weiter von der hohen Nachfrage nach seinen Produkten in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und vermeldete für das vergangene Quartal einen sprunghaften Anstieg von Umsatz und Ergebnis.

Einen Blick könnten zudem Volkswagen und die Lkw- und Bustochter Traton wert sein. Traton macht in der Hängepartie um die geplante Übernahme des US-Truckherstellers Navistar Druck und hat nun eine Frist bis zu diesem Freitag gesetzt. Traton habe deutlich gemacht, dass man die Übernahme nicht um jeden Preis wolle, sagte ein Händler./tav/mis