FRANKFURT (awp international) - Der Kursrutsch aus Sorge vor einer Coronavirus-Pandemie kennt auch am Freitag kein Halten: Der X-Dax als vorbörslicher Indikator für den Dax deutet knapp eine Stunde vor Xetra-Handelsstart auf weiteren einen Verlust des deutschen Leitindex von gut 4 Prozent auf 11 860 Punkte hin.

Mit einem Verlust von bisher rund 9 Prozent in vier Tagen erleben die Anleger ohnehin die schwärzeste Woche seit Beginn der Griechenland-Schuldenkrise im Sommer 2011. Das Rekordhoch aus der Vorwoche bei 13 795 Punkten scheint in der aktuellen Panik am Markt so schnell nicht wieder erreichbar.

Das neuartige Coronavirus breitet sich nicht nur in Deutschland immer stärker aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Donnerstag, der neue Erreger habe "pandemisches Potenzial" und könnte ohne die richtigen Massnahmen "ausser Kontrolle geraten". Auch wenn medizinische Fachleute wie der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, daran erinnern, dass bei der weit überwiegenden Anzahl der Infizierten nur erkältungsähnliche Symptome auftreten - die Folgen für die Wirtschaft sind schon jetzt unabsehbar.

Die Experten der Investmentbank JPMorgan rechnen aktuell erst Mitte März mit einem Höhepunkt der Erkrankungswelle - allerdings mit aller Vorsicht. Zu unterschiedlich und schwer vorhersehbar sei die Ausbreitung je nach Bevölkerungsdichte, medizinischem und hygienischem Standard oder auch nur dem Wetter.

Am schlimmsten hat es im bisherigen Wochenverlauf im Dax die Aktien der Lufthansa erwischt, die auch für 2019 mit ihrem Rutsch um rund ein Viertel die rote Laterne halten. Im vorbörslichen Trend setzte sich der Trend mit einem Rutsch um weitere 5 Prozent nahtlos fort. So warnte nun der Konkurrent IAG, dass ein genauer Jahresausblick angesichts der Virusausbreitung aktuell nicht möglich sei.

Ähnlich schwach präsentierten sich die Papiere von BASF . Der Chef des weltgrössten Chemiekonzerns, Martin Brudermüller, zeichnete bei der Vorlage der Jahreszahlen ein recht düsteres Bild wegen des Virus. Er erwartet vor allem nicht, "dass die Corona-Effekte im Jahresverlauf vollständig ausgeglichen werden können." Auch die Aktien der Munich Re belastete die schwache Marktstimmung schwer, auch wenn der Rückversicherer seinen Gewinn 2019 trotz deutlich gestiegener Grossschäden kräftig gesteigert hat.

Einen Lichtblick gibt es aber mit den starken Aktien von Thyssenkrupp . Der in Finanznöten steckende Stahl- und Industriekonzern will seine Aufzugsparte komplett an ein Konsortium rund um die Finanzinvestoren Advent und Cinven verkaufen. Mit im Boot ist auch der Ruhrkonzern RAG, der an dem Chemiekonzern Evonik beteiligt ist./ag/mis