FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Mittwoch nach einem freundlichen Start in die Verlustzone gedreht. Der Stopp der Verhandlungen über ein weiteres US-Konjunkturpaket wurde allerdings von den Anlegern mit Gelassenheit aufgenommen. Börsianer verwiesen dagegen auf charttechnische Gründe. "Der Dax kämpft weiter mit der Marke von 12 900 Punkten", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.

Der deutsche Leitindex, der am Morgen noch mit moderaten Gewinnen gestartet war, verlor zur Mittagszeit 0,16 Prozent auf 12 885,59 Punkte. Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel gab um 0,18 Prozent auf 27 617,36 Zähler nach und auch europaweit wurden zuletzt leichte Verluste verbucht.

Auf kurze Sicht liegen laut der Privatbank Donner & Reuschel im Dax bei etwa 12 900 und 13 000 Zählern Widerstandsmarken. Technisch unterstützt werde der Index zugleich bei 12 800 Punkten, weshalb ein Handel in dieser engen Spanne vorerst an der Tagesordnung bleiben dürfte.

Die Gelassenheit der Anleger angesichts der Anweisung von US-Präsident Donald Trump am Vorabend, bis nach der Präsidentschaftswahl im November nicht mehr mit den Demokraten über weitere Hilfsmaßnahmen zur Bewältigung der Viruskrise zu verhandeln, begründeten Marktteilnehmer mit zweierlei Argumenten. Nur wenige hätten noch mit einem Deal vor der Wahl gerechnet", sagte Axi-Analyst Milan Cutkovic. Analyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda sieht in Trumps Vorgehen indes nur die "übliche Verhandlungstaktik" des US-Präsidenten: die Gegenseite verschrecken, um so bessere Bedingungen für sich zu erreichen.

Unter den Einzelwerten am deutschen Markt drehten im Dax die Aktien des Autozulieferers Continental ins Minus und gaben um 0,5 Prozent nach. Das Unternehmen aus Hannover plant im Zuge seines Sparprogramms auch, Unternehmensteile zu verkaufen, wie Vorstandschef Elmar Degenhart der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte. Das Reifengeschäft sei allerdings nicht betroffen. Spitzenreiter im Dax waren die Aktien des Kunststoffherstellers Covestro, die nach einer erneuten Empfehlung durch Goldman Sachs um fast drei Prozent zulegten.

Die Aktien von Dialog Semiconductor, die nach vorab veröffentlichten Umsatzzahlen für das dritte Quartal zeitweise kräftig nach oben gesprungen waren, fielen bis zur Mittagszeit wieder auf ihren Vortagesschluss zurück. Der Chipentwickler hatte am Dienstagabend Erlöse von etwa 386 Millionen US-Dollar avisiert und damit deutlich mehr als noch Anfang August.

Für die Papiere von SMA Solar indes ging es im SDax um 10 Prozent nach oben. Die Privatbank Berenberg empfiehlt die Aktie des Solarausrüsters zum Kauf mit einem Kursziel von 50 Euro. Analyst Lasse Stueben lobte das breite Produktportfolio, mit dem SMA in allen Bereichen des Wachstumsmarktes Solarindustrie profitieren könne.

Hapag-Lloyd sprangen nach einer positiven Studie der Deutschen Bank um 14 Prozent hoch auf 52,70 Euro. Analyst Andy Chu ob das Kursziel von 42 auf 55 Euro an und sein Urteil von "Hold" auf "Buy". Für die europäischen Logistikkonzerne rechnet Chu mit starken Zahlen zum dritten Quartal und positiven Überraschungen. Wegen der weiter steigender Frachtraten dürften die Geschäfte besonders gut für die Container-Reedereien wie Hapag-Lloyd gelaufen sein./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---