FRANKFURT (awp international) - Der weiterhin ungewisse Ausgang der US-Präsidentschaftswahl hat am Mittwoch das für Börsianer ungünstigste Szenario Realität werden lassen. In einem von hoher Unsicherheit geprägten Markt fand der Dax bislang keine klare Richtung. Im frühen Handel tauchte der deutsche Leitindex zunächst bis auf 11 848 Punkte ab, um anschliessend bis auf 12 194 Punkte deutlich zuzulegen. Gegen Mittag notierte er mit plus 0,02 Prozent und 12 091,51 Punkten nur wenig verändert.

Statt der erhofften raschen Klarheit, wer der künftige Präsident der Vereinigten Staaten sein wird, herrscht nun weiter Ungewissheit und Nervosität unter den Investoren. Die Schwankungen am Markt spiegeln dies wider.

Für den MDax der mittelgrossen Werte sah es mit plus 0,92 Prozent auf 26 815,52 Punkte besser aus als für den Dax. Der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone notierte 0,2 Prozent schwächer.

Auch wenn der endgültige Wahlsieger noch nicht feststehe, könne mittlerweile ein deutlicher demokratischer Sieg der Demokraten um Joe Biden ausgeschlossen werden, schrieb Volkswirt Carsten Mumm vom Bankhaus Donner & Reuschel. Damit steige die Wahrscheinlichkeit für das aus Kapitalmarktsicht schwierigste Szenario: Eine möglicherweise noch lange Hängepartie mit vielleicht sogar juristischen Auseinandersetzungen.

So kündigte der amtierende Präsident Donald Trump bereits an, vor das oberste US-Gericht - den Supreme Court - ziehen zu wollen. Auch erklärte sich Trump sich bereits selbst zum Wahlsieger und sprach aufgrund der weiterhin laufenden Auszählung von "Betrug". Umfragen zufolge hatte es bis zuletzt einen deutlichen Vorsprung des demokratischen Herausforderers Joe Biden gegeben. Für die Meinungsforscher ist dies nun alles andere als ein guter Tag und für die Märkte der denkbar schlimmste Ausgang, kommentierte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda die Lage.

Derweil geht in Deutschland die Berichtssaison weiter mit den Zahlen der Dax-Konzerne Vonovia und BMW . Beim Immobilienkonzern Vonovia lobten Börsianer sowohl die Quartalszahlen als auch den 2021er-Ausblick, der noch besser sei als die bereits optimistischen Erwartungen. Die Papiere gewannen zweieinhalb Prozent.

Die BMW-Zahlen kamen bei Analysten ebenfalls gut an, doch die Aktien verloren 1,6 Prozent. Die gestiegene Chance auf einen zweiten Trump-Triumph setzte die Autobranche unter Druck. Unter Trump erwarten Börsianer weitere vier Jahre mit Handelskonflikten zwischen den USA und Europa und den USA und China. Erneut könnten Zölle auf die Einfuhr von Autos drohen. Im Dax fanden sich neben BMW auch Daimler , Continental und Volkswagen mit Abschlägen von bis zu zwei Prozent unter den grössten Verlierern.

Defensive Werte und die Profiteure der Corona-Pandemie zeigten Stärke. Im Dax gewannen die Papiere des Dialyseanbieters Fresenius Medical Care (FMC) fünf Prozent und jene des Essenslieferdienstes Delivery Hero fast vier Prozent. Bei FMC führten Börsianer die Kursstärke auch darauf zurück, dass bei einem Wahlsieg Trumps mit Blick auf die Kostenerstattungen im Dialysegeschäft weniger Gegenwind zu erwarten sei als bei einem Wahlsieger Joe Biden.

Im MDax rückten die Titel des als Krisengewinner geltenden Online-Modehändlers Zalando nach Zahlen auf ein Rekordhoch vor, zuletzt verteuerten sie sich um 1,6 Prozent vor. Die Aktien des Kochboxenkonzerns Hellofresh gewannen an der Index-Spitze mehr als fünf Prozent./ajx/mis

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---