FRANKFURT (awp international) - Angetrieben von erfreulichen Quartalsberichten hat der Dax am Donnerstag die Hürde von 12 900 Punkten getestet. Die Anleger sind allerdings noch etwas zaghaft. Von der Europäischen Zentralbank kamen kaum Impulse, denn an wesentlichen Stellschrauben wurde nicht weiter gedreht. Am Nachmittag stieg der Leitindex um 0,58 Prozent auf 12 872,55 Punkte. Am Morgen war er zeitweise bis auf 12 914 Punkte und damit den höchsten Stand seit Juni 2018 geklettert. Innerhalb der vergangenen drei Wochen hat der Dax mittlerweile rund 7 Prozent gewonnen. Für gute Stimmung sorgten unter anderem der Autobauer Daimler und der Chemiekonzern BASF.

Der MDax für mittelgrosse Werte rückte am Donnerstag um 0,37 Prozent auf 26 273,30 Punkte vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,36 Prozent.

"Die zuletzt vollzogene Entwicklung des Dax ist sehr beachtenswert", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. "Gerade in Hinblick auf die bisherigen Störfeuer in der geopolitischen Gemengelage war eine Konsolidierung wahrscheinlicher gewesen." Stattdessen setzten die institutionellen Investoren verstärkt auf deutsche Aktien und antizipierten damit eine baldige Konjunkturerholung in Europa und speziell in Deutschland. Mit Blick auf die EZB-Sitzung sprach Ralf Umlauf von der Helaba ausserdem von einer "Politik der der ruhigen Hand". Dies sei angemessen angesichts all der bereits im September beschlossenen geldpolitischen Massnahmen.

Unter den Einzelwerten im Dax nahmen die Aktien von Daimler den Spitzenplatz ein mit plus 4,3 Prozent. Der Autobauer, der in diesem Jahr bereits zweimal seine Jahresziele gekappt hatte, überzeugte wieder. Vor allem die Entwicklung der Finanzsituation kam bei den Anlegern gut an.

Positiv wurde auch der Quartalsbericht des Chemieriesen BASF aufgenommen, was den Aktien ein Plus von 2,8 Prozent bescherte. Trotz der schwachen Konjunktur lief es in einzelnen Sparten besser als erwartet, so dass der Gewinn weniger deutlich als angenommen zurückging.

An das Ende im Leitindex sackten am Nachmittag die Vorzüge von Henkel mit minus 1,7 Prozent. Der Konsumgüterkonzern sucht laut einem Bericht im "Manager Magazin" einen neuen Vorstandschef. Hans van Bylen droht wohl die vorzeitige Ablösung. Henkel sprach von "Spekulationen", die grundsätzlich nicht kommentiert würden. Die T-Aktien verloren 1,5 Prozent, nachdem die Citigroup ihre Kaufempfehlung für die Papiere der Deutschen Telekom strich.

Gelobt wurden am Markt noch einige Zahlenwerke von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Die Papiere des Gabelstaplerherstellers Kion etwa schossen nach übertroffenen Erwartungen im MDax um knapp 9 Prozent nach oben. Die Aktien von Dialog Semiconductor gewannen 2,4 Prozent. Der Chiphersteller rechnet damit, dass Umsatz und Profitabilität im dritten Quartal besser als erwartet ausfallen werden. Die Anteile des Handelsunternehmens Metro stiegen nach Eckzahlen zum vierten Geschäftsquartal und bekräftigtem Ziel für das operative Jahresergebnis um 0,7 Prozent, während Puma trotz positiv aufgenommener Quartalszahlen die rote Laterne hielten und um 4,0 Prozent nachgaben. Allerdings waren sie erst vor wenigen Tagen ein Rekordhoch geklettert.

Im SDax gewannen die Anteile von Ceconomy nach optimistischeren Jahreszielen des Unterhaltungselektronikhändlers 2,7 Prozent. Der Telekomausrüster Adva lieferte ebenfalls starke Quartalszahlen, was den Anteilsscheine ein Plus von 1,6 Prozent bescherte. Abgeschlagen am Index-Ende büssten die Aktien des Spezialanlagenbauers Aixtron 9,2 Prozent ein. Der auf die Chipindustrie ausgerichtete Konzern ist hinsichtlich seiner Umsatzentwicklung im Gesamtjahr vorsichtiger geworden.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,41 Prozent auf 0,39 Prozent. Der Rentenindex-Rex fiel um 0,10 Prozent auf 144,87 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,07 Prozent auf 171,59 Punkte. Der Euro legte leicht auf 1,1133 US-Dollar zu. Die EZB hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1128 (Dienstag: 1,1130) Dollar festgesetzt./ck/fba

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---