FRANKFURT (awp international) - Die Zuspitzung des Zollkonflikts zwischen China und den USA hat dem deutschen Aktienmarkt den Wochenauftakt verhagelt. Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten neuen Strafzölle gegen China konterte das Reich der Mitte am Montag mit einer Abwertung seiner Währung. Zudem wies die Volksrepublik laut Insidern ihre Staatsunternehmen dazu an, keine Agrargüter mehr aus den USA zu importieren. Die Einfuhren hatte sie vor einiger Zeit als Zugeständnis zugesagt, um den Konflikt zu deeskalieren.

Der Dax fiel am Montag zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni und notierte am späten Vormittag 1,26 Prozent tiefer bei 11 722,96 Punkten. In der Vorwoche war der deutsche Leitindex bereits um 4,4 Prozent abgesackt - so deutlich wie seit Oktober 2018 nicht mehr. Der MDax , der die Aktien mittelgrosser deutscher Unternehmen repräsentiert, fiel am Montag um 1,50 Prozent auf 25 241,16 Punkte. Der EuroStoxx 50 büsste rund 1,5 Prozent ein.

Für Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader ist eine zeitnahe Lösung des Handelskonflikts nicht in Sicht: "Der US-Präsident verliert die Geduld, während China nicht mit der Pistole am Kopf verhandeln will. Die potenziellen wirtschaftlichen Folgen für die Zukunft sind nicht zu unterschätzen." Bisher hätten die Aussichten auf sinkende US-Zinsen und eine Lockerung der Geldpolitik in Europa eine grössere Korrektur am Aktienmarkt verhindert. "Die Stimmung auf dem Börsenparkett wird jedoch zunehmend schlechter und die jüngsten Ereignisse dürften potenzielle Käufer weiter von Engagements abhalten", so Cutkovic.

Unter den einzelnen Branchen zählten die Aktienkurse der deutschen Autohersteller und -zulieferer zu den grösseren Verlierern. Das mit dem Handelsstreit verbundene Risiko von US-Strafzöllen auf Autoimporte belastete den Fahrzeugsektor. Die Papiere von Volkswagen , BMW, Daimler und Continental verloren zwischen 2,0 und 2,4 Prozent.

Die Aktien von Thyssenkrupp fielen auf ein weiteres Tief seit Sommer 2003 und büssten als grösster Dax-Verlierer 3,2 Prozent ein. Der Industriekonzern legt an diesem Donnerstag den Bericht zum dritten Geschäftsquartal vor. Etliche Analysten hatten zuletzt bezweifelt, dass die Essener ihr Gewinnziel für das Geschäftsjahr 2018/2019 werden halten können.

Die Papiere der Metro AG verloren 2,6 Prozent auf 15,10 Euro. Im Übernahmepoker um den Handelskonzern wies der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky einen Bericht über eine mögliche Erhöhung des Kaufgebots zurück. "Spekulationen über eine mögliche Anhebung des gebotenen Preises auf 17 Euro sind nicht korrekt", sagte ein Sprecher von Kretinskys Bieterkonsortium EPGC. Am Freitag war der Metro-Kurs aufgrund dieser Spekulationen um fast 9 Prozent nach oben geschnellt.

Die Titel von Axel Springer legten um 0,2 Prozent zu und gehörten damit zu den attraktivsten MDax-Werten. Der Medienkonzern teilte mit, dass dem Finanzinvestor KKR mit über 20 Prozent der Anteile die nötige Zahl von Aktien für sein Übernahmeangebot angedient worden seien.

Die Aktien von Scout24 kletterten um 0,6 Prozent auf 50,55 Euro nach oben. Der aktivistische Investor Paul Singer forderte von dem Internetportalbetreiber, sein geplantes Aktienrückkaufprogramm auszuweiten und die Plattform AutoScout24 auszugliedern. Diese Massnahmen wären geeignet, den Kurs der Aktie auf mehr als 65 Euro zu steigern, hiess es. Anfang Juni hatte Singer über seinen Hedgefonds Elliott den Anteil an Scout24 auf knapp 7,5 Prozent erhöht.

Die Evonik-Papiere fielen um 2,4 Prozent. Die US-Handelsaufsicht FTC will die Übernahme des US-Unternehmens Peroxychem durch den deutschen Chemiekonzern verhindern und reichte Klage gegen den 625 Millionen US-Dollar schweren Deal ein. Der Zusammenschluss würde den Wettbewerb in grossen Teilen der USA erheblich beschränken, hiess es. Evonik kündigte an, sich energisch gegen die Klage zur Wehr zu setzen.

Die Papiere von Borussia Dortmund verteuerten sich gegen den Trend um 1,5 Prozent. Am Samstag hatte der Fussball-Bundesligist im Supercup mit einem 2:0-Sieg gegen Bayern München Meisterschaftshoffnungen genährt./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---