FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Dienstag seinem starken Wochenauftakt etwas Tribut gezollt. Ungeachtet positiver Nachrichten zu den amerikanisch-chinesischen Handelsgesprächen schaffte der deutsche Leitindex gut eine Stunde nach dem Börsenstart nur ein Plus von 0,10 Prozent auf 13 149,33 Punkte. Zur Rekordmarke von 13 596 Punkten aus dem Januar 2018 fehlen ihm noch etwas mehr als drei Prozent. Der MDax für mittelgrosse Werte sank am Dienstagmorgen um 0,24 Prozent auf 26 849,15 Punkte, und für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,06 Prozent auf 3667,25 Zähler hoch.

Die Hoffnung auf ein Teilabkommen zwischen den USA und China hatte den Dax bereits am Montag über 13 000 Punkte klettern lassen - erstmals seit fast anderthalb Jahren. Diese Hoffnung erhielt nun durch Medienberichte neue Nahrung. China und die USA könnten im Rahmen des Teilabkommens einen Teil der zuletzt eingeführten Zölle zurücknehmen, zitierte etwa das "Wall Street Journal" (WSJ) einen hochrangigen Vertreter der US-Regierung. Bereits Ende vergangener Woche hatten beide Seiten betont, dass das Teilabkommen kurz vor dem Abschluss stehe.

Mit der Zurücknahme der Anfang September eingeführten Strafzölle gegen China würden die USA auf eine der Kernforderungen der Chinesen eingehen, was "ein echter Fortschritt im Handelskonflikt wäre", kommentierte Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Er konstatierte eine "weiter grenzenlose Euphorie am Aktienmarkt", so dass einige Anleger nun schon auf das Dax-Rekordhoch schauten.

Allerdings sollten die harten Fakten nicht aus dem Blick geraten, gab der Experte zu bedenken. Denn die Dax-Bewertung sei inzwischen so hoch wie seit der Finanzkrise nicht mehr. "Aus technischer Sicht sind die Börsen mittlerweile extrem überkauft, eine Korrektur also überfällig."

Neben den Nachrichten zum Handelskonflikt gab die laufende Berichtssaison der Unternehmen weiter den Takt am Aktienmarkt an. Im Dax punktete Vonovia weder mit den Zahlen für die ersten neun Monaten des Jahres noch mit dem nach oben konkretisierten Ausblick und einer höheren Dividende: Die Aktien büssten als grösster Verlierer rund 1,7 Prozent ein. Der Immobilienkonzern übertraf mit seinem operativen Ergebnisanstieg (FFO) einem Händler zufolge die Erwartungen und geht nun davon aus, auf Jahressicht das obere Ende der FFO-Zielspanne zu erreichen. Zudem kündigte Vonovia eine Dividendenerhöhung an. Allerdings hatten die Aktien erst vor wenigen Wochen ein Rekordhoch erreicht.

Auch der Softwarekonzern SAP konnte mit einem zusätzlichen Geldsegen für die Aktionäre nicht so recht überzeugen: Die zuletzt ebenfalls gut gelaufenen Titel kamen mit einem Plus von 0,2 Prozent nur wenig von der Stelle. Über Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden sollen bis Ende des kommenden Jahres 1,5 Milliarden Euro zusätzlich an die Anteilseigner fliessen. Laut Analyst Knut Woller von der Baader Bank standen Aktienrückkäufe bereits auf der Agenda des Managements. Die Chance auf eine Sonderdividende und das Ausmass der gesteigerten Rückflüsse wertete er aber als positive Überraschung.

Im MDax setzte sich derweil Evonik mit einem fast fünfprozentigen Kursanstieg an die Spitze. Der Spezialchemiekonzern litt im dritten Quartal zwar unter der Flaute in der Autoindustrie sowie unter niedrigen Ölpreisen. Um das Jahresziel für den Gewinn zu erreichen, drückt Konzernchef Christian Kullmann nun stärker auf die Kostenbremse. Analyst Peter Spengler von der DZ Bank sieht die Quartalsergebnisse knapp über den Erwartungen. Zudem habe der bestätigte Ausblick wohl einige Anleger beruhigt, die bereits eine Gewinnwarnung befürchtet hätten, ergänzte Laura López Pineda von der Baader Bank.

Die Gewinnerliste im Nebenwerte-Index SDax führte der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler mit einem Kurssprung von knapp zehn Prozent an. Sowohl der gestiegene Quartalsumsatz als auch das rückläufige operative Ergebnis (Ebit) fielen besser als erwartet aus. Der zugleich vermeldete Abschied des Finanzchefs beunruhigte die Anleger nicht. Dietmar Heinrich hat angekündigt, seinen bis zum 31. Juli 2020 laufenden Vertrag aus persönlichen Gründen nicht zu verlängern.

Dagegen büssten Titel des Kochboxenversenders Hellofresh am Indexende fast drei Prozent ein. Die endgültigen Quartalszahlen entsprachen Analysten zufolge weitgehend den Eckdaten, die die Aktien - zusammen mit angehobenen Jahreszielen - bereits Mitte Oktober auf eine historische Bestmarke getrieben hatten./gl/fba