FRANKFURT (awp international) - Die Verkaufswelle am deutschen Aktienmarkt hat sich zu Beginn der neuen Börsenwoche fortgesetzt. Mit der Ankündigung neuer Strafzölle gegen China durch US-Präsident Donald Trump erreichte der Handelskrieg zwischen beiden Grossmächten eine neue Eskalationsstufe und setzte die Börsen weltweit schwer unter Druck. China wertete seine Währung Yuan ab und wies Kreisen zufolge heimische Staatsunternehmen an, keine Agrarprodukte aus den USA mehr zu importieren.

Der Dax verlor im frühen Handel 1,31 Prozent auf 11 717,36 Punkte und erreichte den tiefsten Stand seit Anfang Juni. In der Vorwoche war der deutsche Leitindex um 4,4 Prozent abgesackt, so deutlich, wie seit Oktober 2018 nicht mehr. Der MDax , der die Aktien mittelgrosser deutscher Unternehmen repräsentiert, fiel am Montagmorgen um 1,62 Prozent auf 25 210,25 Punkte. Der EuroStoxx 50 büsste rund 1,4 Prozent ein.

Für Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader ist eine zeitnahe Lösung des Handelskonflikts nicht in Sicht: "Der US-Präsident verliert die Geduld, während China nicht mit der Pistole am Kopf verhandeln will. Die potenziellen wirtschaftlichen Folgen für die Zukunft sind nicht zu unterschätzen." Bisher hätten die Aussichten auf sinkende US-Zinsen und eine Lockerung der Geldpolitik in Europa eine grössere Korrektur am Aktienmarkt verhindert. "Die Stimmung auf dem Börsenparkett wird jedoch zunehmend schlechter und die jüngsten Ereignisse dürften potenzielle Käufer weiter von Engagements abhalten", so Cutkovic.

Aus Branchensicht zählten die Aktienkurse der deutschen Autohersteller und -zulieferer zu den grösseren Verlierern. Der sich weiter zuspitzende Zollkonflikt und das damit verbundene Risiko von US-Strafzöllen auch auf Autoimporte belastete den Fahrzeugsektor. Analyst George Galliers von Goldman Sachs verwies auf die derzeit ohnehin niedrige Profitabilität von BMW und der Daimler-Tochter Mercedes. Um bis zu 20 Prozent könnten Strafzölle den operativen Gewinn der beiden Konzerne im kommenden Jahr schmälern. Die Papiere von Volkswagen , BMW, Daimler und Continental verloren zwischen 1,5 und 2,2 Prozent.

Unter den Einzelwerten sanken die Aktien von Stabilus um 1,1 Prozent, nachdem der Autozulieferer wegen der anhaltenden Branchenflaute zum dritten Mal in diesem Jahr sein Umsatzziel für 2019 gesenkt hatte. Dies war Händlern zufolge jedoch bereits erwartet worden. Auch die Eckdaten für das abgelaufene Quartal fielen weitgehend im Rahmen der Erwartungen aus.

Bei den Aktien der Metro AG wich die Fantasie um einen höheren Übernahmepreis. Die Papiere verloren am Ende des MDax 5,8 Prozent auf 14,60 Euro. Im Poker um den Handelskonzern wies der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky einen Bericht über eine mögliche Erhöhung des Kaufgebots zurück. "Spekulationen über eine mögliche Anhebung des gebotenen Preises auf 17 Euro sind nicht korrekt", sagte ein Sprecher des Bieterkonsortiums EPGC. Am Freitag war der Metro-Kurs aufgrund dieser Spekulationen um fast 9 Prozent nach oben geschnellt.

Die Titel von Axel Springer legten um 0,6 Prozent zu und gehörten damit zu den attraktivsten MDax-Werten. Der Medienkonzern teilte mit, dass der Finanzinvestor KKR mit über 20 Prozent der Anteile die nötige Zahl von Aktien für sein Übernahmeangebot erworben hat.

Die Aktien von Scout24 legten um 0,80 Prozent auf 50,65 Euro zu. Der Hedgefonds Elliott forderte von dem Internetportalbetreiber, sein geplantes Aktienrückkaufprogramm auszuweiten und die Plattform AutoScout24 auszugliedern. Diese Massnahmen wären geeignet, den Kurs der Aktie auf mehr als 65 Euro zu steigern, hiess es. Bei Scout24 war Mitte Mai eine geplante Übernahme durch die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone gescheitert, Anfang Juni hatte dann der aktivistische Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott seinen Anteil an dem Konzern auf knapp 7,5 Prozent erhöht.

Die US-Handelsaufsicht FTC will Evoniks Übernahme des US-Unternehmens Peroxychem verhindern. Die Behörde reichte am Freitag Klage gegen den 625 Millionen US-Dollar schweren Deal ein. Der Zusammenschluss würde den Wettbewerb in grossen Teilen der Vereinigten Staaten erheblich beschränken, hiess es zur Begründung. Evonik kündigte an, sich energisch gegen die Klage zur Wehr zu setzen. Die Evonik-Papiere fielen um 1,8 Prozent.

Die Papiere von Borussia Dortmund verteuerten sich gegen den Trend um 1,6 Prozent. Am Samstag hatte der Fussball-Bundesligist im Supercup mit einem 2:0-Sieg gegen Bayern München für Aufsehen gesorgt. Den Auftritt der Dortmunder werteten alle Beobachter als erste Warnung an den FC Bayern im Kampf um die Meisterschaft./edh/jha/