FRANKFURT (awp international) - Der Kursrutsch aus Sorge vor einer Coronavirus-Pandemie hat sich am Freitag fortgesetzt. Der Dax sank in der ersten Dreiviertelstunde des Handels 3,61 Prozent auf 11 921,03 Punkte. Mit einem Dax-Verlust von gut 12 Prozent seit dem vergangenen Freitag erleben die Anleger die schwärzeste Woche seit Beginn der Griechenland-Schuldenkrise im Sommer 2011. Das Rekordhoch aus der Vorwoche bei 13 795 Punkten scheint in der aktuellen Panik am Markt so schnell nicht wieder erreichbar.

Der MDax der mittelgrossen deutschen Börsenwerte fiel um 3,14 Prozent auf 25 373,43 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone verlor rund dreieinhalb Prozent.

Das neuartige Coronavirus breitet sich nicht nur in Deutschland immer stärker aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Donnerstag, der neue Erreger habe "pandemisches Potenzial" und könnte ohne die richtigen Massnahmen "ausser Kontrolle geraten". Auch wenn medizinische Fachleute wie der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, daran erinnern, dass bei der weit überwiegenden Anzahl der Infizierten nur erkältungsähnliche Symptome auftreten - die Folgen für die Wirtschaft sind schon jetzt unabsehbar.

Die Experten der Investmentbank JPMorgan rechnen aktuell erst Mitte März mit einem Höhepunkt der Erkrankungswelle - allerdings mit aller Vorsicht. Zu unterschiedlich und schwer vorhersehbar sei die Ausbreitung je nach Bevölkerungsdichte, medizinischem und hygienischem Standard oder auch nur dem Wetter.

Dax-Schlusslicht waren die Papiere der Munich Re , die zeitweise um mehr als 9 Prozent absackten, und nun wieder unter ihrem 200-Tage-Durchschnitt notieren. Der Rückversicherer hat seinen Gewinn 2019 trotz deutlich gestiegener Grossschäden zwar kräftig gesteigert und sein ursprüngliches Gewinnziel von 2,5 Milliarden Euro übertroffen. Die noch optimistischeren Erwartungen von Analysten wurden jedoch verfehlt.

Auch die BASF-Aktie musste weiter kräftig Federn lassen und rutschte auf das tiefste Niveau seit 2012 ab. Der Chef des weltgrössten Chemiekonzerns, Martin Brudermüller, zeichnete bei der Vorlage der Jahreszahlen ein recht düsteres Bild wegen des Virus. Er erwartet vor allem nicht, "dass die Corona-Effekte im Jahresverlauf vollständig ausgeglichen werden können."

Auch der anfängliche Lichtblick Thyssenkrupp schien nicht lange. Der in Finanznöten steckende Stahl- und Industriekonzern will seine Aufzugsparte komplett an ein Konsortium rund um die Finanzinvestoren Advent und Cinven verkaufen. Mit im Boot ist auch der Ruhrkonzern RAG, der an dem Chemiekonzern Evonik beteiligt ist. Zuletzt konnten sich die Papiere dem Verkaufsdruck nicht entziehen und rutschten auf das tiefste Niveau seit 2003./ag/mis