FRANKFURT (awp international) - Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed bewegt sich der Dax am Mittwoch bislang nur wenig. Der deutsche Leitindex rückte gegen Mittag um 0,11 Prozent vor auf 12 386,24 Punkte. Bis zum Zinsentscheid am Abend mitteleuropäischer Zeit dürfte es erst einmal ruhig bleiben und der Handel in engen Bahnen verlaufen, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Der Dax bleibe in Lauerstellung und stecke kleinere negative Nachrichten weg.

Am Vortag war das Barometer dank einer späten Erholung nur mit knappen Verlusten über die Ziellinie gegangen. Den Ölpreisschock vom Wochenauftakt scheint der Dax recht gut zu verdauen. Am Ölmarkt gab es zuletzt keine heftigen Preisausschläge mehr. Der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco geht davon aus, dass die Ölproduktion in Saudi-Arabien bis Ende September wieder das Niveau von vor dem Drohnen-Angriff auf eine saudische Raffinerie erreichen wird.

Die Ölpreise waren nach der Attacke zunächst rasant in die Höhe geschnellt. Die USA vermuten den Iran hinter der Tat, wollen aber keine kriegerische Auseinandersetzung. "Sollte es nicht zu einer Eskalation der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten kommen, stehen die Chancen, dass der September ein guter Börsenmonat wird, nicht so schlecht", kommentierte Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axitrader.

Der MDax der mittelgrossen deutschen Börsenwerte notierte am Mittwoch mit plus 0,03 Prozent auf 25 965,47 Punkte kaum verändert. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,14 Prozent.

Der US-Zinsentscheid steht am Abend mitteleuropäischer Zeit auf der Agenda. Marktteilnehmer rechnen damit, dass die Fed zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen senken wird. Spannend bleibt die Frage, ob und wie oft die Währungshüter in den nächsten Monaten die Zinsen weiter reduzieren werden. Die Notenbanken könnten der Nährboden für eine schon im September einsetzende Rally werden, prognostizierte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel.

Im Dax setzten am Mittwoch die Deutsche Post und Beiersdorf die negativen Akzente mit Abschlägen von 1,9 beziehungsweise 1,2 Prozent. Bei der Deutschen Post lag dies an einer Prognosesenkung des US-Rivalen Fedex wegen der Handelskonflikte. Zwar liess der Bonner Logistiker am Morgen wissen, dass es derzeit keine Veränderung bei den Volumentrends gebe, den Aktien half das aber nicht.

Den Papieren des Konsumgüterkonzerns Beiersdorf setzte eine frisch ausgesprochene Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs zu. Dagegen kam eine Hochstufung auf "Buy" durch die US-Bank den Aktien des Chemiekonzerns Covestro mit plus 2,6 Prozent zugute. Covestro waren damit der Top-Wert im Dax.

Wirecard verteuerten sich nach dem Abschluss der geplanten Softbank-Kooperation um 2,5 Prozent. Wie der deutsche Zahlungsabwickler mitteilte, wurde mit einer Tochter des japanischen Konzerns eine Kooperationsvereinbarung formal unterzeichnet - nebst einer mit dem Softbank-Deal verbundenen Ausgabe einer Wandelanleihe. Am Markt hiess es, die Mittel könnten nun in neue Investitionen und mögliche Aktienrückkäufe fliessen.

Auch die Freude der Anleger über die regulatorische Freigabe für die Neuaufteilung des deutschen Energiemarktes hielt an. RWE kletterten um 1,3 Prozent und Eon um 0,8 Prozent, womit beide im Dax wie schon am Vortag im vorderen Feld zu finden waren. Dabei hielt ein insgesamt positives Analystenfazit zu dem Stromdeal die Investoren bei Laune, nachdem dieser am Vortag von der EU-Wettbewerbshüter unter Auflagen erlaubt worden war.

Halbleiterwerte wie Infineon aus dem Dax oder Siltronic und Dialog Semiconductor aus dem MDax legten ebenfalls zu. Begründet wurde dies mit einer offenbar guten Vorab-Nachfrage für das neue iPhone 11 von Apple . Die Aktien von Bechtle reagierten positiv auf den Kapitalmarkttag des IT-Dienstleisters. Sie gewannen zuletzt 1,8 Prozent./ajx/men

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---