FRANKFURT (awp international) - Positive Nachrichten zu den amerikanisch-chinesischen Handelsgesprächen haben den Dax am Dienstag weiter steigen lassen. Nach der starken Kursentwicklung der vergangenen Wochen reichte es gegen Mittag allerdings nur für ein Plus von 0,14 Prozent auf 13 154,78 Punkte. Der MDax für mittelgrosse Werte sank indes um 0,24 Prozent auf 28 850,03 Punkte, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,19 Prozent auf 3672,24 Zähler zulegte.

Die Hoffnung auf ein Teilabkommen zwischen den USA und China hatte den Dax bereits am Montag über 13 000 Punkte klettern lassen - erstmals seit fast anderthalb Jahren. Diese Hoffnung erhielt nun durch Berichte des "Wall Street Jounal" (WSJ) sowie der "Financial Times" (FT) neue Nahrung. Dort heisst es unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, dass die USA und China einen Teil der in den vergangenen Monaten eingeführten Zölle zurücknehmen könnten. Bereits Ende vergangener Woche hatten beide Seiten betont, dass das Teilabkommen kurz vor dem Abschluss stehe.

Mit der Zurücknahme der Anfang September eingeführten Strafzölle gegen China würden die USA auf eine der Kernforderungen der Chinesen eingehen, was "ein echter Fortschritt im Handelskonflikt wäre", kommentierte Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Er konstatierte eine "weiter grenzenlose Euphorie am Aktienmarkt", so dass einige Anleger nun schon auf das Dax-Rekordhoch von 13 596 Punkten aus dem Januar 2018 schauten. Bis dahin fehlen dem Index aktuell noch etwas mehr als drei Prozent.

Allerdings sollten die harten Fakten nicht aus dem Blick geraten, gab der Experte zu bedenken. Denn die Dax-Bewertung sei inzwischen so hoch wie seit der Finanzkrise nicht mehr. "Aus technischer Sicht sind die Börsen mittlerweile extrem überkauft, eine Korrektur also überfällig."

Neben den Nachrichten zum Handelskonflikt gab die laufende Berichtssaison der Unternehmen weiter den Takt am Aktienmarkt an. Im Dax punktete Vonovia weder mit den Zahlen für die ersten neun Monaten des Jahres noch mit dem nach oben konkretisierten Ausblick und einer höheren Dividende: Die Aktien büssten als einer der grössten Verlierer über anderthalb Prozent ein. Der Immobilienkonzern übertraf mit seinem operativen Ergebnisanstieg (FFO) einem Händler zufolge die Erwartungen und geht davon aus, auf Jahressicht das obere Ende der FFO-Zielspanne zu erreichen. Zudem soll die Dividende steigen. Analysten monierten indes einen vorsichtigen Ausblick auf 2020.Zudem hatten die Aktien erst im Oktober ein Rekordhoch erreicht.

Auch der Softwarekonzern SAP konnte mit einem zusätzlichen Geldsegen für die Aktionäre nicht so recht überzeugen: Die zuletzt ebenfalls gut gelaufenen Titel sanken um etwa 0,2 Prozent. Über Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden sollen bis Ende des kommenden Jahres 1,5 Milliarden Euro zusätzlich an die Anteilseigner fliessen. Laut Analyst Knut Woller von der Baader Bank standen Aktienrückkäufe längst auf der Agenda. Die Chance auf eine Sonderdividende und das Ausmass der gesteigerten Rückflüsse wertete er aber immerhin als positive Überraschung.

Im MDax setzte sich derweil Evonik mit einem gut vierprozentigen Kursanstieg an die Spitze. Der Spezialchemiekonzern litt im dritten Quartal zwar unter der Flaute in der Autoindustrie sowie unter niedrigen Ölpreisen. Um das Jahresziel für den Gewinn zu erreichen, drückt Konzernchef Christian Kullmann nun stärker auf die Kostenbremse. Analyst Peter Spengler von der DZ Bank sieht die Quartalsergebnisse knapp über den Erwartungen. Zudem habe der bestätigte Ausblick wohl einige Anleger beruhigt, die bereits eine Gewinnwarnung befürchtet hätten, ergänzte Laura López Pineda von der Baader Bank.

Die Gewinnerliste im Nebenwerte-Index SDax führte der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler mit einem Kurssprung von rund zwölf Prozent an. Sowohl der gestiegene Quartalsumsatz als auch das rückläufige operative Ergebnis (Ebit) fielen besser als erwartet aus.

Dagegen büssten Titel des Kochboxenversenders Hellofresh zweieinhalb Prozent ein. Die endgültigen Quartalszahlen entsprachen Analysten zufolge weitgehend den Eckdaten, die die Aktien - zusammen mit angehobenen Jahreszielen - bereits Mitte Oktober auf eine historische Bestmarke getrieben hatten./gl/fba

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---