FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag einen schwankungsreichen Handel mit moderaten Gewinnen beendet. Die Unsicherheit bleibt trotz des bestätigten geldpolitischen Kurswechsels der US-Notenbank (Fed) hoch, denn Klarheit gab es am Mittwochabend nur über eine erste Zinsanhebung im März. Viele weitere Fragen bleiben aber weiter offen, und das lässt ausreichend Raum für Spekulationen und damit für Nervosität an den Börsen.

Der Dax schloss nach einer Berg- und Talfahrt letztlich mit einem Plus von 0,42 Prozent auf 15 524,27 Punkte. Im frühen Geschäft war der Leitindex um bis zu 1,7 Prozent abgesackt. Am Nachmittag, kurz nach dem US-Handelsstart, hatte er sein Tageshoch bei knapp unter 15 600 Punkten erreicht.

Der MDax gewann am Donnerstag 0,28 Prozent auf 33 226,59 Zähler und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 0,49 Prozent auf 4184,97 Punkte vor. Auch in Paris und London ging es aufwärts. In den USA legten der Dow Jones Industrial und die Nasdaq-Indizes zum Börsenschluss in Europa um jeweils etwas mehr als ein Prozent zu.

"Mit dem nun eingeleiteten Kurswechsel in der Geldpolitik dürften es die Aktienmärkte schwer haben, im laufenden Jahr weitere Hochs zu generieren", glaubt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets. Die Anleger müssten sich nun damit arrangieren, dass die Fed als sicherer Liquiditätslieferant in den kommenden Monaten und Jahren wohl erst einmal wegfalle.

Unter den Einzelwerten in deutschen Leitindex sackten die SAP-Aktien mit minus 6,0 Prozent auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2021. Details im Ausblicks des größten Softwareherstellers Europas belasteten. Vor allem die für Anleger interessante Prognose für den freien Barmittelfluss blieb hinter den Erwartungen zurück. Dagegen gewannen die Anteile der Darmstädter Software AG nach der Vorlage ihres Quartalsberichts und Aussagen zum neuen Jahr an der MDax-Spitze 6,7 Prozent.

RWE als Spitzenreiter im Dax stiegen um 5,1 Prozent auf ein Zwölfmonatshoch von 38,00 Euro. Der Energieversorger hatte am Vortag mit starken Quartalszahlen überzeugt und erntete nun positive Analystenkommentare. Zudem hob die US-Bank JPMorgan angesichts der unerwarteten Höhen der europäischen Gas- und Strompreise sein Kursziel kräftig auf 64 Euro an.

Die Aktien der Deutschen Bank reagierten mit einem Kursprung von 4,4 Prozent auf den zuversichtlichen Ausblick des Finanzinstituts. Stützend wirken zudem die Zinssignale der Fed vom Vorabend, die auch der Commerzbank-Aktie sowie der gesamten europäischen Bankenbranche Auftrieb gaben.

Die Vorzüge von Sartorius schlossen nach einem kräftigen Auf und Ab mit plus 0,8 Prozent. Der Pharma- und Laborausrüster schnitt zwar auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie stark ab. Im neuen Jahr rechnet der Konzern aber mit weniger Wachstum als bisher. Angesichts des kräftigen Umsatzsprungs 2021 sprach Konzernchef Joachim Kreuzburg von "nicht unanspruchsvollen" Zielen, wurde dafür aber mittelfristig optimistischer.

Die Anteilscheine von Verbio kletterten nach erneut angehobenen Gewinnzielen um 5,8 Prozent nach oben. Seit dem Rekordhoch im November bei 74,90 Euro hatten die Anteile des Biokraftstoff-Herstellers zuletzt auch sehr kräftig eingebüßt.

Starke Quartalszahlen gab zudem der Großhändler für Dämmstoffe Va-Q-Tec bekannt, was die Nebenwerte-Aktie um 5,2 Prozent auf 21,10 Euro nach oben trieb. Damit ist das Papier dennoch nur halb so viel wert wie auf seinem Rekordhoch gegen Ende des Jahres 2020.

Der Euro gab spürbar nach und kostete am frühen Abend 1,1151 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1160 (Mittwoch: 1,1277) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8961 (0,8868) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,21 am Vortag auf minus 0,18 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,21 Prozent auf 143,54 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,31 Prozent auf 170,22 Zähler./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---