FRANKFURT (dpa-AFX) - Proteste in China gegen die wieder verschärfte Null-Covid-Politik haben am Montag die Aktienmärkte weltweit belastet. Die Proteste zeigten, wie frustriert die Bevölkerung über die Politik ihrer Führung sei und wie groß entsprechend die Herausforderung für Präsident Xi Jinping, kommentierte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Darunter litten neben den Börsen auch die Ölpreise.

Der Dax schloss 1,09 Prozent tiefer bei 14 383,36 Punkten. Damit zollte der deutsche Leitindex allerdings auch der mehr als 20-prozentigen Erholung der vergangenen acht Wochen etwas Tribut - sein Jahresminus beträgt inzwischen nur noch neuneinhalb Prozent. Eine Konsolidierung ist laut Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners daher "durchaus gesund und für die mittelfristige Kursentwicklung positiv". Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Montag letztlich um 1,43 Prozent auf 25 600,97 Zähler bergab.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verabschiedete sich 0,7 Prozent schwächer. In Paris und London gaben die Notierungen ebenfalls nach. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsende 0,8 Prozent im Minus.

Auslöser des öffentlichen Unmuts in mehreren chinesischen Metropolen war der Brand in einer Wohnung in der Millionenstadt Ürümqi im Nordwesten des Landes am Donnerstagabend mit mindestens zehn Toten. Viele sind der Meinung, dass die Rettungsarbeiten durch die strengen Corona-Maßnahmen behindert wurden.

"Die Proteste in China sind eine neue Situation für die Börsianer. Und neue Situationen sind immer mit reichlich Unsicherheit verbunden", erläuterte Experte Altmann. Die Covid-Ausbrüche schürten zudem Angst vor einer längeren wirtschaftlichen Durststrecke in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Wie Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann ergänzte, könnten Chinas Machthaber aber auch mit einer konjunkturell positiven Lockerung der Lockdowns auf die Proteste reagieren.

Am deutschen Aktienmarkt standen zuvorderst die Aktien des Chemikalienhändlers Brenntag im Blick. Sie litten unter Übernahmegesprächen des Managements mit dem US-Rivalen Univar Solutions und büßten als Dax-Schlusslicht über neuneinhalb Prozent ein. Analysten sehen Licht und Schatten. Ein solcher Deal könnte enorme Synergien freisetzen, schrieb etwa Baader-Bank-Analyst Markus Mayer. Die Frage des Kaufpreises sei zwar noch offen, er rechne aber mit einem disziplinierten Vorgehen. Für Alex Stewart von der Bank Barclays dagegen wäre der Kauf strategisch gesehen eine Kehrtwende in Sachen Prioritäten, die er als "unerwünschte Ablenkung" in einer ansonsten überzeugenden Anlagestory beurteilt.

Bei Airbus mussten die Aktionäre einen Kursrückgang um 5,7 Prozent verkraften. Hier belastete ein Medienbericht, wonach es bei dem Flugzeugbauer zu Lieferverzögerungen kommen könnte.

Unter den Dax-Spitzenwerten legten indes die Papiere von Fresenius nach einer Kaufempfehlung der UBS um rund ein halbes Prozent zu, womit sie zu den wenigen Gewinnern zählten. Die europäische Medizintechnikbranche sei trotz ihrer Kurskorrektur im laufenden Jahr zwar nicht günstig, die Bewertung der Fresenius-Aktie allerdings schon, schrieb Analyst Graham Doyle und stufte das Papier von "Neutral" auf "Buy" hoch.

Analystenurteile bewegten zudem die Chemieaktien Lanxess und Symrise. Goldman-Analystin Georgina Fraser rechnet mit sinkenden Rohstoffpreisen und rät in der Chemiebranche zum Umbau des Portfolios hin zu Unternehmen, die von diesem Trend profitieren sollten. Bei Lanxess steht der freie Mittelzufluss ihrer Einschätzung nach vor einem positiven Wendepunkt. Daher hob sie die Aktie auf "Buy", während sie das Papier des Aromen- und Duftstoffherstellers Symrise auf "Neutral" abstufte. Hier verwies sie auf die relativ starke Kursentwicklung des Herstellers von Duftstoffen und Aromen im Vergleich zu den direkten Wettbewerbern.

Während Symrise im Dax um 0,7 Prozent nachgaben, zählten die prozentual letztlich unveränderten Papiere von Lanxess zu den besten MDax-Werten.

Außerhalb der wichtigen deutschen Indizes sprangen die Aktien der Adler Group um 42 Prozent hoch. Der angeschlagene Immobilienkonzern verschaffte sich finanziell etwas Luft und einigte sich mit einer Kerngruppe von Gläubigern über die Bereitstellung einer besicherten Fremdfinanzierung für die Unternehmensgruppe.

Der Euro stieg zeitweise bis knapp unter 1,05 US-Dollar auf den höchsten Stand seit Juni. Zuletzt fiel die Gemeinschaftswährung allerdings wieder deutlich zurück auf 1,0380 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs davor auf 1,0463 (Freitag: 1,0375) Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,92 Prozent am Freitag auf 1,96 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,24 Prozent auf 127,59 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,18 Prozent auf 140,28 Punkte./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---