FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich nach seinen Vortagesverlusten wieder etwas berappelt. Der Leitindex Dax profitierte am Mittwoch von robusten Konjunkturdaten und rückte um 0,33 Prozent auf 12 924,25 Punkte vor. Die Anzeichen für eine Erholung der hiesigen Industrie nach dem Einbruch in der Corona-Krise mehren sich, wie der Anstieg des Auftragsbestandes zeigte.

Gedämpft wurde die Stimmung derweil durch die steigende Zahl an Corona-Neuinfektionen. Das Robert Koch-Institut hat in Deutschland mit 1510 neuen Fällen die höchste Zahl an Neuinfektionen seit mehr als drei Monaten registriert.

Der MDax der mittelgrossen Werte legte um 0,27 Prozent auf 27 384,66 Punkte zu. Für den EuroStoxx 50 , den Leitindex der Eurozone, ging es um 0,3 Prozent nach oben.

Trotz des neuerlichen Versuchs des Dax, sich aus seiner engen Handelsspanne zu befreien, bewerten Analysten und Marktbeobachter das Potenzial für begrenzt. Während es an den US-Börsen Rekorde zu beklatschen gebe, herrsche in Deutschland Sommerpause, schrieb etwa Marktexperte Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Stanzl sieht den Leitindex zudem aus technischer Sicht angeschlagen, nachdem dieser mehrfach dabei gescheitert war, die Marke von 13 000 Punkten nachhaltig zurückzuerobern. "Damit wird er immer anfälliger für eine stärkere Korrektur."

Klares Schlusslicht unter den 30 Dax-Konzernen war die RWE-Aktie mit einem Minus von 4,6 Prozent auf 32,67 Euro. Der Stromkonzern hatte per Kapitalerhöhung zwei Milliarden Euro brutto eingenommen, um so seine zugleich höher gesteckten Investitionsziele zu finanzieren. Die neuen Aktien waren mit einem Abschlag auf den Schlusskurs zu 32,55 Euro je Stück verkauft worden. Analysten sprachen von einem unerwarteten Schritt des Versorgers, der jedoch neue Möglichkeiten in der Expansion im Bereich der Erneuerbaren Energien eröffne. Die aufpolierte Bilanz gebe mehr Spielraum für Wachstum und mehr Flexibilität. Von Anlegern aber werden Kapitalerhöhungen in der Regel nicht gern gesehen, da der Gewinn dann zukünftig durch eine noch höhere Anzahl an Aktien geteilt werden muss.

Im Nebenwerteindex SDax ging es für die Papiere von Deutz um 1,6 Prozent nach oben. Der von der Corona-Krise schwer getroffene Motorenhersteller einigte sich mit dem Betriebsrat auf einen sozialverträglichen Personalabbau von zunächst 350 Mitarbeitern. Insgesamt sollen bis zu 1000 Stellen weltweit bis 2022 wegfallen. Dass Deutz sparen wolle, sei aber nicht neu, erinnerte ein Händler an die jüngsten Aussagen zur Zahlenvorlage.

An der Index-Spitze bauten die Anteilsscheine von Zooplus die Kursgewinne der vergangenen beiden Tage kräftig aus und zogen zuletzt um knapp zehn Prozent an, nachdem sie zeitweise den höchsten Stand seit Juni 2018 erreicht hatten. Händler begründeten die erneuten Aktienkäufe mit starken Quartalszahlen des Online-Händlers für Tierbedarf vom Vortag. Anleger werteten den Titel als Profiteur der Corona-Krise. Die Händler verwiesen zudem auf einen Kommentar des Brokers Liberum, in dem Analyst Wayne Brown nicht zuletzt auf eine hohe Loyalität der Bestandskunden hinwies.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,48 Prozent am Vortag auf minus 0,49 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,09 Prozent auf 145,52 Punkte. Der Bund Future gewann 0,15 Prozent auf 176,68 Punkte.

Der Euro notierte bei 1,1934 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1906 (Montag: 1,1853) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8399 (0,8437) Euro./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---