NEW YORK (awp international) - Die steile Aufwärtsbewegung an den US-Börsen ist am Dienstag aus dem Tritt gekommen. Anleger nahmen im frühen Handel Kursgewinne mit, vor allem bei den zuletzt überdurchschnittlich gut gelaufenen Titeln wie Boeing oder den Aktien der US-Airlines. Der Leitindex Dow Jones Industrial gab im frühen Handel um 1,14 Prozent auf 27 257 Punkte nach. Zuvor war das Börsenbarometer seit Monatsbeginn um fast neun Prozent gestiegen.

Analyst Andreas Büchler vom Börsenmagazin Index Radar sprach von einem "zunehmend überhitzten Zustand" an der Wall Street. Die Aktienkurse hätten sich zuletzt auffällig weit ausserhalb ihrer gewöhnlichen Schwankungsbreiten bewegt. Eine Konsolidierung des Dow Jones Industrial in Richtung der 25 000er Marke sei zunächst wahrscheinlicher als ein "weiterer Durchmarsch zu neuen Höchstständen".

Der Nasdaq 100 behauptete sich stabil, nachdem er am Montag ein Rekordhoch erklommen hatte. Der technologielastige Index lag quasi unverändert bei 9906 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,98 Prozent auf 3201 Zähler abwärts.

Wichtige US-spezifische Termine für die Wirtschaft oder Konjunkturdaten stehen erst am Mittwoch wieder an. Dann wird die US-Notenbank (Fed) über den Fortgang ihrer Geldpolitik entscheiden. Ausserdem werden die Verbraucherpreise im Mai veröffentlicht.

Unter den Schwergewichten im Dow waren Apple-Aktien erneut gesucht: Sie gewannen ein Prozent und markierten somit den dritten Handelstag in Folge ein Rekordhoch.

Die Papiere von Macy's legten nach der Vorlage von Quartalszahlen um 0,8 Prozent zu. Analystin Alexandra Walvis von Goldman Sachs verwies auf ermutigende Aussagen des Einzelhändlers zu den Geschäften im Mai, auch im Internet. Gleichzeitig lobte Walvis auch die Geschäftszahlen von Tiffany. Vor allem auf dem chinesischen Festland habe die Juwelierkette zuletzt wieder gut abgeschnitten. Der Kurs legte um zwei Prozent zu.

Im Fokus steht bei Tiffany allerdings eine Übernahme durch LVMH . In Medienberichten hatte es zuletzt geheissen, die Franzosen wollten von dem gut 16 Milliarden Dollar schweren Deal zurückzutreten oder ihn nachverhandeln. Laut Tiffany-Vorstandschef Alessandro Bogliolo geht die Transaktion jedoch voran. Die ersten kartellrechtlichen Genehmigungen seien bereits eingeholt worden. Er zeigte keine Zweifel, dass die in November vereinbarte Übernahme trotz der Corona-Krise zustande kommt.

Unter den Nebenwerten machten erneut die Papiere von Nikola auf sich aufmerksam. Sie rutschten um 7 Prozent ab, nachdem sie sich seit Anfang Mai verfünffacht hatten. Anleger setzten zuletzt auf einen Erfolg des Unternehmens bei der Fertigung elektrobetriebener Nutzfahrzeuge./bek/he