NEW YORK (awp international) - Nach der Erholung am Tag zuvor deutet sich an der Wall Street am Freitag ein zögerlicher Auftakt an. Rund eine Stunde vor dem Start taxierte der Broker IG den Leitindex Dow Jones Industrial mit minus 0,56 Prozent bei 25 601 Punkten. Eines der beherrschenden Themen bleibt weiter die Entwicklung bei den Corona-Infektionen.

Die Anleger hatten am Vortag ihre Sorgen um eine zweite Corona-Welle in den USA wieder beiseite gedrängt, nachdem die wieder aufflammende Furcht zur Wochenmitte noch für einen deutlichen Rücksetzer an den Börsen gesorgt hatte. Allerdings war schon zuvor die Aktienrally nach dem Corona-Crash etwas ins Stocken geraten. Für die laufende Woche steuert das wichtigste US-Börsenbarometer daher aktuell auf ein Minus zu.

In den vergangenen Tagen war die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den Vereinigten Staaten wieder rasant nach oben geschnellt, womit sogar der bisherige Höchststand aus dem April übertroffen wurde. Die Johns-Hopkins-Universität meldete am Donnerstag rund 40 000 neue Fälle.

Die gebremste Entwicklung an den Börsen könnte sich deshalb fortsetzen, schätzt Edward Moya vom Broker Oanda angesichts der wachsenden Gefahr, dass in den USA durch neue, zumindest regionale Lockdowns womöglich die wirtschaftliche Erholung doch nicht so rasant vonstatten gehen könnte wie erhofft. Die Wette auf ein schnelles Wiederaufleben der Wirtschaft plus die Stimuli durch die Notenbanken waren zuletzt die wichtigsten Treiber der Kurserholung an den Börsen gewesen.

Vor diesem Hintergrund dürften die Anleger einmal mehr ganz genau auf die neuesten Konjunkturdaten zum privaten Konsum schauen. Im vergangenen Monat Mai waren die Konsumausgaben in den USA zwar deutlich angezogen, allerdings nicht so stark wie erwartet. Im weiteren Verlauf steht zudem die endgültige Auswertung des von der Universität Michigan ermittelten Verbrauchervertrauens für Juni an.

Auf Unternehmensseite steht erneut der Bankensektor im Rampenlicht - dieser hatte am Vortag wegen der Lockerung einiger Corona-Beschränkungen für die Branche zulegen können. Nun aber ging es nach dem Fed-Stresstest vom Vorabend für grosse Geldhäuser wie JPMorgan , Goldman Sachs und Citigroup teils deutlich abwärts. Die US-Notenbank winkte zwar alle Institute durch und stellte ein durchaus positives Zeugnis aus, machte aber Auflagen: Zur Schonung ihrer Kapitalausstattung dürfen die grössten Banken mindestens bis Ende des dritten Quartals keine Dividenden erhöhen oder eigene Aktien zurückkaufen.

Auch die Nike -Quartalszahlen schmeckten den Anlegern nicht: Vorbörslich sackten die Papiere des Sportartikelherstellers um dreieinhalb Prozent ab. Der Konzern hatte wegen der Corona-Pandemie einen Quartalsverlust von mehr als einer Dreiviertelmilliarde US-Dollar verbucht./tav/fba