NEW YORK (awp international) - Die Rally am US-Aktienmarkt könnte am Freitag weitergehen und den Anlegern nochmals neue Rekorde bescheren. Weltweit ist die Börsenstimmung gelöst in Anbetracht eines mittlerweile wahrscheinlicheren Durchbruchs im US-chinesischen Handelsstreit und dem deutlichen Wahlsieg von Premierminister Boris Johnson in Grossbritannien. Aus dem Markt weicht die Unsicherheit.

Der Broker IG taxierte den New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial eine Stunde vor dem Start 0,26 Prozent höher auf 28 206 Punkten und damit nur wenige Zähler unter seiner im Vortagesverlauf erreichten Bestmarke bei 28 224 Punkten. Auch der breiter gefasste S&P 500 sowie die Indizes an der Technologiebörse Nasdaq waren am Vortag so hoch geklettert wie nie zuvor, nachdem US-Präsident Donald Trump erklärt hatte, man komme einem grossen Deal mit China sehr nahe.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete nun, Trump habe eine Einigung im Zollkonflikt mit China bereits unterzeichnet. Damit dürfte die an diesem Sonntag fällige neue Welle von US-Zöllen auf chinesische Waren vermieden werden. China habe im Rahmen des Abkommens zugesichert, mehr US-Agrargüter zu kaufen, hiess es bei Bloomberg weiter. Allerdings seien die juristischen Dokumente noch nicht fertiggestellt.

Zusammen mit dem klaren Wahlsieg von Johnsons Tories habe sich die politische Unsicherheit erst einmal verflüchtigt, schrieben die Aktienmarkt-Experten der Helaba. Auch wenn damit nicht alle Fragen geklärt seien, scheine zumindest der Weg für eine Jahresendrally frei zu sein.

Vor dem Handelsauftakt in New York rückten zunächst die US-Einzelhandelsumsätze für den Monat November in den Blick, die etwas schwächer ausfielen als prognostiziert.

Unter den Einzelwerten gab es Bewegung bei den Softwareherstellern Oracle und Adobe Systems . Oracle hatte im zweiten Geschäftsquartal die Erwartungen der Analysten an den Umsatz verfehlt. Vorbörslich ging es am Freitag um 2,3 Prozent nach unten.

Anders das Bild bei Adobe: Die Aktien gewannen nach einem besser als erwartet ausgefallenen vierten Geschäftsquartal vorbörslich 2,8 Prozent dazu. Die Analysten von Bernstein Research erhöhten zudem das Kursziel von 334 auf 367 US-Dollar und votieren weiter mit "Outperform".

Der Halbleiterkonzern Broadcom signalisierte mit seiner Prognose für den Jahresumsatz Optimismus, dass die negativen Auswirkungen des Handelskonflikts abgefedert werden können. Dennoch gaben die Papiere vorbörslich um 1,4 Prozent nach. Aussagen, wonach einzelne Sparten Aufträge verlören, belasteten.

Nicht aus den Schlagzeilen heraus kommt Boeing . Die US-Luftfahrtaufsicht FAA gab dem Flugzeugbauer nun mit deutlichen Worten zu verstehen, dass der Konzern nicht auf eine rasche Wiederzulassung des Unglücksfliegers 737 Max setzen kann. Zudem mahnte die Behörde Boeing, sich mit öffentlichen Äusserungen zum Zertifizierungsprozess zurückzuhalten. Die US-Fluggesellschaft American Airlines strich angesichts der grossen Ungewissheit um den Problem-Jet zahlreiche weitere 737-Max-Flüge. Vorbörslich ging es für Boeing am Freitag etwas hoch, nachdem sie am Vortag als Dow-Schlusslicht mehr als 1 Prozent verloren hatten.

Derweil sind die Aktien von Apple und Microsoft so teuer wie nie. Die beiden Technologiegiganten haben zudem mit einem Börsenwert von 1,21 und 1,17 Billionen Dollar Amazon und Alphabet hinter sich gelassen./ajx/mis