NEW YORK (awp international) - Nach leichten Gewinnmitnahmen zum Handelsende am Vortag ist auch der Start am Freitag von Zurückhaltung geprägt. Rund eine Stunde vor dem Handelsauftakt taxierte der Broker IG den US-Leitindex Dow Jones Industrial 0,3 Prozent tiefer auf 25 325 Punkte. Nach einer Erholungsrally um bis zu 13 Prozent seit der Monatsmitte hatten den Dow am Donnerstag im späten etwas die Kräfte verlassen.

Nach zwischenzeitlichem Sprung über die exponentielle 200-Tage-Linie schloss der Index letztlich wieder unter dem viel beachteten Indikator für den längerfristigen Kurstrend. Besser sieht es noch im marktbreiten S&P 500 aus, der die gleitenden Durchschnitte halten konnte.

Inmitten der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China richten sich die Augen auf US-Präsident Donald Trump und sein mit Spannung erwartetes Statement zum weiteren Vorgehen. "Wir werden bestimmte Entscheidungen treffen und sie morgen diskutieren", hatte er tags zuvor angekündigt, ohne jedoch Details zu nennen. "Wir sind nicht glücklich mit China", beklagte Trump.

Washington hatte sich zuletzt angesichts eines von Peking geplanten restriktiven Sicherheitsgesetzes für Hongkong sehr besorgt geäussert. Das Vorhaben wäre der bisher weitgehendste Eingriff in die eigentlich garantierte Autonomie. Die Spannungen zwischen den USA und China hatten sich zuletzt ohnehin deutlich verschärft - auch wegen der Corona-Krise.

Trump sagte zudem Twitter und Co. mitten im Wahlkampf ums Weisse Haus den Kampf an. Der US-Präsident will per Verfügung die Freiheit der Online-Plattformen einschränken, gegen einzelne Nutzer und Inhalte vorzugehen. Auslöser war der Faktencheck eines Tweets, in dem Trump behauptet hatte, Briefwahl erhöhe das Risiko von Fälschungen.

Twitter versah kurz darauf einen weiteren Tweet von Trump mit einem Warnhinweis, weil der Beitrag gegen das Verbot von Gewaltverherrlichung bei dem Dienst verstosse. Im Zuge des Streits hatte die Twitter-Aktien in den vergangenen beiden Tagen mehr als 7 Prozent eingebüsst und gab vorbörslich um ein weiteres Prozent nach.

Auch Salesforce sollten die Anleger im Auge behalten. Der SAP-Kontrahent enttäuschte Anleger mit gekürzten Prognosen für für den Umsatz und das Ergebnis im laufenden Jahr. Die vom Coronavirus ausgelöste Rezession hat auf die Nachfrage nach Cloud-basierten Software-Angeboten gedrückt./ag/bek/zb