NEW YORK (awp international) - Die Berg- und Talfahrt an den US-Börsen hat sich am Freitag fortgesetzt. Auf die Gewinne am Vortag folgten nun wieder Verluste. Die Konjunkturdaten stützten diesmal nicht. Dominantes Thema bleibt die Entwicklung der Corona-Infektionen in den Vereinigten Staaten. Der Leitindex Dow Jones Industrial gab im frühen Handel um 2,13 Prozent auf 25 197,77 Punkte nach. Im Wochenverlauf würde dies ein Minus von 2,6 Prozent bedeuten, nach einem einprozentigen Plus in der vorangegangen Woche.

Der marktbreite S&P 500 büsste am Freitag 1,74 Prozent auf 3030,19 Punkte ein. Der Nasdaq 100 sank um 1,83 Prozent auf 9916,85 Zähler. Der technologielastige Auswahl-Index der Nasdaq-Börse hatte noch am Dienstag ein Rekordhoch verzeichnet. Da hatten noch die Hoffnungen angetrieben, dass das Tal für die Weltkonjunktur angesichts umfangreicher Hilfspakete und zunehmender Lockerungen virusbedingter Beschränkungen in den einzelnen Ländern nicht ganz so tief werden wird.

Inzwischen jedoch ist die Furcht vor einer zweiten Virus-Welle wieder präsenter. In den vergangenen Tagen war die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den Vereinigten Staate rasant nach oben geschnellt. Die Johns-Hopkins-Universität meldete am Donnerstag rund 40 000 neue Fälle.

Konjunkturseitig waren die Daten durchwachsen. Zwar erholten sich die Konsumausgaben im Mai kräftig, aber dennoch nicht ganz so deutlich wie erwartet. Zudem enttäuschte auch das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima für den Monat Juni etwas.

Marktanalyst Edward Moya vom Broker Oanda sieht eine wachsende Gefahr für eine nicht ganz so rasante Erholung der US-Wirtschaft, wie sie durch die bisherigen Wirtschaftsdaten nach den allmählichen Lockerungen signalisiert worden war. Insbesondere neue, zumindest regionale Lockdowns könnten eine v-förmige Erholung ausbremsen. Just aktuell etwa ordnete der Gouverneur von Texas wegen der Corona-Gefahren die Schliessung von Kneipen an.

Dabei war die Wette auf ein schnelles Wiederaufleben der Wirtschaft plus die Stimuli durch die Notenbanken und Regierungen zuletzt der wichtigste Treiber der Kurserholung an den Börsen gewesen.

Unter den Branchen stand an diesem Tag vor allem der Bankensektor im Fokus: Nachdem die Aktien der US-Grossbanken am Vortag wegen der Lockerung einiger Corona-Beschränkungen deutlich zugelegt hatten, ging es nach dem Stresstest der US-Notenbank vom Vorabend abwärts. Die Fed winkte zwar alle Banken durch und stellte ein durchaus positives Zeugnis aus, machte aber Auflagen: Zur Schonung ihrer Kapitalausstattung dürfen die grössten Banken mindestens bis Ende des dritten Quartals keine Dividenden erhöhen oder eigene Aktien zurückkaufen.

Im Dow waren die Aktien von Goldman Sachs daraufhin Schlusslicht mit minus 6,7 Prozent, JPMorgan folgten mit minus 4,7 Prozent. Im S&P 100 büssten zudem die Papiere der Bank of New York Mellon , von Morgan Stanley , U.S. Bancorp , der Bank of America , Wells Fargo oder auch der Citigroup zwischen 3,7 und 5,8 Prozent ein.

Für die Anteilsscheine von Nike ging es nach den am Vorabend veröffentlichten Quartalszahlen um 5,6 Prozent abwärts. Der Sportartikelhersteller hatte wegen der Corona-Pandemie einen Quartalsverlust von mehr als einer Dreiviertelmilliarde US-Dollar verbucht./ck/mis