NEW YORK (awp international) - Nach einem zweitägigen Kursrutsch haben die US-Börsen am Mittwoch einen erneuten Erholungsversuch gestartet. Die Unsicherheit bleibt angesichts des sich international immer stärker ausbreitenden Coronavirus zugleich hoch. Der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial gewann nach seiner fast siebenprozentigen Talfahrt der vergangenen Tage im frühen Handel am Mittwoch 1,16 Prozent auf 27 394,67 Punkte. Ein erster Erholungsversuch am Vortag hatte sich letztlich als Strohfeuer erwiesen.

Und auch weiterhin bleiben Anleger und Börsen-Experten vorsichtig. "Da Corona keine Grenzen kennt, ist das Risiko für die Weltwirtschaft derzeit nur sehr schwer einschätzbar", sagte ein Marktteilnehmer. "Die Märkte befinden sich weiterhin im Klammergriff." Chartexperte Andreas Büchler vom Börsenmagazin Index-Radar geht mit Blick auf den Dow-Jones-Index davon aus, dass die jüngsten "Panikverkäufe mit hoher Wahrscheinlichkeit nur vorübergehend stagnieren." Die nächste Unterstützung sieht er bei 25 000 bis 25 500 Punkten. "Bis dahin ist es nicht weit", bleibt er skeptisch.

Der marktbreite S&P 500 erholte sich am Mittwoch im frühen Handel mit plus 1,32 Prozent auf 3169,35 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann 1,75 Prozent auf 8989,05 Zähler.

Von Interesse dürften nun Aussagen von US-Präsident Donald Trump und den US-Gesundheitsbehörden sein. Diese wollen im Tagesverlauf die Öffentlichkeit über die Anstrengungen und Fortschritte im Kampf gegen die tödliche Lungenkrankheit informieren.

Tags zuvor war bereits bekannt geworden, dass die US-Regierung 2,5 Milliarden US-Dollar bereitstellen will, unter anderem für die Entwicklung eines Impfstoffes. Die Mittel müssen vom Kongress aber noch bewilligt werden. Dennoch profitieren weiterhin die Aktien von Regeneron Pharmaceuticals mit plus 3,3 Prozent. Sie hatten am Montag und Dienstag zu den ganz wenigen Gewinnern an der US-Börse gezählt, denn das Biotech-Unternehmen arbeitet zur Bekämpfung des Coronavirus verstärkt mit dem US-Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste (HHS) zusammen, um eine Antikörperbehandlung zu entwickeln.

Auf Unternehmensseite machten am Mittwoch vor allem personelle Entscheidungen Schlagzeilen. Bob Iger trat mit sofortiger Wirkung als Chef von Walt Disney zurück. Nach dem Start eines eigenen Streamingdienstes sah dieser den Zeitpunkt gekommen, um den Staffelstab zu übergeben. Zum Nachfolger wurde mit Bob Chapek ein Manager aus eigenen Reihen ernannt. Die Aktie gab als Schlusslicht im Dow um 1,0 Prozent nach. Favoriten waren indes die Papiere von Apple und Boeing , die jeweils etwas mehr als 3 Prozent zulegten.

Auch bei Salesforce kam es überraschend zum Stühlerücken an der Konzernspitze. Co-Chef Keith Block trat zurück, wie der Softwarekonzern am Dienstagabend nach Börsenschluss in San Francisco mitgeteilt hatte. Der Konzern werde künftig alleine von Marc Benioff geführt. Zugleich hatte Salesforce dann noch über das abgelaufene Quartal berichtet. Analysten beurteilten die Zahlen positiv, der Rücktritt dürfte allerdings belasten, hiess es. Die Aktie legte um unterdurchschnittliche 0,6 Prozent zu.

Die laufende Berichtssaison sorgte auch für Gesprächsstoff mit Blick auf den Baumarktkonzern Lowe's . Die Umsatzentwicklung im vierten Quartal enttäuschte, die Papiere büssten 3,1 Prozent ein. Die Anteile des Modekonzerns Fossil büssten nach einem äusserst schwachen Quartalsumsatz sogar fast 20 Prozent ein. Chesapeake Energy sackten um etwas mehr als 12 Prozent ab. Das Mineralöl-Unternehmen erwägt wegen des auf Rekordtiefs gesunkenen Kurses eine Aktienzusammenlegung.

Dagegen gewannen die Aktien von Office Depot nach einem besser als erwarteten Quartalsergebnis je Aktie und angesichts der jüngsten Verluste nun 7,5 Prozent./ck/fba