Zürich (awp) - Die Schweizer Börse setzt am Freitag nach einer schwachen Eröffnung zu einer Erholung an und legt auf breiter Front zu. Damit macht der Markt einen Grossteil der Vortagesverluste bereits wieder wett. Die Anleger wollten investieren und nützten dafür jede Schwäche als Einstiegsgelegenheit, heisst es am Markt. Derzeit würden alle Problemfelder, und dazu zähle nicht nur die Corona-Pandemie, ausgeblendet. Auch die geopolitischen Spannungen erhielten derzeit nicht das übliche Gewicht. "Der Markt ist einfach nicht totzukriegen", sagt ein Händler. Am Vortag hatten von den heissgelaufenen US-Technologiewerten ausgehende Gewinnmitnahmen die internationalen Börsen unter Druck gesetzt.

Die weitere Entwicklung dürfte nun kurzfristig vor allem von den am Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten beeinflusst werden. Sollten die US-Job-Daten enttäuschen, könnte es wieder zu einer Abgabewelle kommen, heisst es. Denn vor dem Wochenende wollten die Anleger keine unnötigen Risiken eingehen. Zudem bleiben am kommenden Montag in den USA wegen Labor Day die Börsen geschlossen. "Da ist die Risikoneigung schon sehr begrenzt", sagt ein Händler.

Der SMI notiert nach einem Tagestief bei 10'131,66 Zählern um 11.10 Uhr um 0,49 Prozent höher auf 10'271,17 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind und in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, steigt 0,56 Prozent auf 1'563,11 und der breite SPI 0,42 Prozent auf 12'782,96 Zähler. 26 der 30 SLI-Werte legen zu und vier sind schwächer.

Gesucht sind Aktien zyklischer Firmen und Finanzwerte. Die Aktien des Automationskonzerns ABB (+2,1%), des Baustoffherstellers Sika (+1,6%) und des Spezialchemieherstellers Clariant (+1,4%) legen deutlich zu.

Der Anteil von Vifor Pharma gewinnt 1,7 Prozent und macht damit einen kleinen Teil des Vortageseinbruchs von 6,7 Prozent wett. Händler sprechen von einer technischen Reaktion. Vifor-Partner Akebia Therapeutics ist mit einer klinischen Studie zwar gescheitert. Die Amerikaner wollen trotzdem für das Mittel Vadadustat einen Zulassungsantrag bei den US-Gesundheitsbehörden FDA stellen. Vifor ist als Lizenzpartner ebenfalls vom Votum der FDA betroffen.

Gefragt sind ausserdem die Aktien von Banken, die europaweit sehr fest tendieren. Credit Suisse (+0,7%), Julius Bär (+1,3%) und UBS (+0,5%) sind im Aufwind. Händler sprechen von Übernahme- und Fusionsfantasien, die den Sektor erfasst hätten und verweisen auf angebliche Gespräche zwischen den beiden spanischen Banken Bankia und CaixaBank. Im EuroStoxx 50 waren auch die französische Banken BNP und Société Generale sowie die niederländische ING vorne.

Die Technologiewerte AMS (+1,1%) und Logitech (+0,3%) machen anfangs starke Verluste mehr als wett. Temenos (-0,5%) grenzen die Verluste zumindest deutlich ein. Sie waren im Zuge der Gewinnmitnahmen an der US-Technologiebörse Nasdaq unter die Räder geraten.

Der Pharmariese Roche (+0,1%) kann frühe Abschläge ausgleichen. Es sei sehr positiv, dass der Pharmakonzern von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Notfallzulassung für einen kombinierten Test auf das Corona-Virus SARS-CoV-2 und gleichzeitig auf die Influenza-Viren A/B erhalten hat, heisst es am Markt.

Die Aktien von Novartis (+0,4%) Nestlé (+0,4%), der beiden anderen Marktschwergewichte, legen ebenfalls zu.

Das grösste Minus verzeichnen Kühne+Nagel (-0,8% oder 1,40 Fr.), die allerdings ex-Dividende von 4 Franken gehandelt werden.

Auch die Aktien der Versicherer Swiss Re (-0,5%), Swiss Life (-0,1%) und Zurich (+0,3%) sind kaum gefragt.

Am breiten Markt schnellen Kudelski um 15 Prozent nach oben. Das auf IT-Sicherheitslösungen spezialisierte Unternehmen hat vom Onlineriesen Amazon einen Auftrag erhalten. Finanzielle Details nannte Kudelski nicht.

Die Aktien von Igea Pharma (+5,5%) und von Relief Therapeutics (+5,1%) holen Vortagesverluste auf.

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