Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt setzt sich am Montag nach einem verhaltenen Start und nach der schwachen Vorwoche im Verlauf nur zögerlich eine freundliche Tendenz durch. Die Anleger trauen sich laut Händlern nicht recht aus der Deckung. "Es ist irgendwie unheimlich: Die Infektionszahlen mit dem Corona-Virus nehmen weltweit zu und eine zweite Welle droht. Die politischen Spannungen zwischen den USA und China steigen ebenfalls. Und trotzdem können die Märkte ihr hohes Kursniveau halten", sagt ein Börsianer. Dass die Anleger verunsichert seien, lasse sich aber am dem rekordhohen Goldkurs ablesen.

Nach der gegenseitigen Schliessung von Konsulaten in den USA und in China befürchten viele Marktteilnehmer eine neue Eiszeit zwischen den weltgrössten Volkswirtschaften mit vielen negativen Folgen für die Weltwirtschaft. Gestützt wird der Markt laut Händlern derzeit aber immerhin von der Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed am Mittwochabend (20.00 Uhr MESZ), wenn sie ihre geldpolitischen Beschlüsse veröffentlicht, zugleich weitere Lockerungen und Massnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft ankündigen wird. Für ein wenig Auftrieb sorgt zudem der neuerliche Anstieg des deutschen Ifo-Index und anziehende US-Aktienfutures.

Der SMI notiert nach einem Tagestief auf 10'174 Punkten um 11.05 Uhr um 0,25 Prozent höher mit 10'240,09 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, gewinnt 0,32 Prozent auf 1'558,07 und der breite SPI 0,18 Prozent auf 12'669,46 Zähler. Rund zwei Drittel der 30 SLI-Werte ziehen an und ein Drittel gibt nach.

Neben der Zinsentscheidung des Fed erhalten die Anleger im Laufe der Woche neue Impulse von der Berichtssaison. Der Höhepunkt ist allerdings erst am Donnerstag, wenn mit Nestlé, Credit Suisse, LafargeHolcim und Clariant gleich vier Blue Chips ihre Zahlen veröffentlichen.

Gesucht sind am Montag die PS von Schindler (+2,3%). Die Aktien des Rolltreppen- und Liftherstellers erholen sich von einem Teil der Abgaben, die der Titel am Freitag nach der Bilanzvorlage erlitten hatte.

Im Aufwind sind zudem Swatch (+2,2% auf 192,80 Fr.). Händler verweisen auf eine Empfehlung der Credit Suisse, die die Aktien des Uhrenherstellers auf "Outperform" von "Neutral" und das Kursziel auf 260 von 190 Franken erhöht hat. Die Anteile von Rivale Richemont (+0,4%) hinken etwas hinterher.

Gesucht sind zudem auch Sika (+1,1%), die damit die Kursscharte vom Freitag auswetzen.

Zu den Gewinnern zählen Zykliker wie ABB (+1,0%), Logitech (+1,1%), Geberit (+0,8%) und Kühne+Nagel (+0,6%). Über die letzteren hat sich Bernstein positiv geäussert.

Zu den Gewinnern zählen zudem Nestlé (+0,5%) und Lonza (+0,4%).

Auf der anderen Seite büssen AMS im Sog schwächerer US-Technologiewerte 2,4 Prozent ein. Der Chiphersteller legt am Mittwoch seine Zahlen vor.

Wenig gefragt sind zudem die Papiere von Vifor Pharma (-1,2), des Herstellers von Banking Software Temenos (-0,7%) und des Chemiekonzerns Clariant (-0,3%).

Keine Stütze sind ausserdem die schwergewichtigen Pharmariesen Novartis (-0,1%) und Roche (-0,1%), die ihre Abschläge im Verlauf allerdings deutlich eingrenzen.

Uneinheitlich präsentieren sich die Finanzwerte: Credit Suisse (-1,0%) und Swiss Life (-0,8%) sind schwächer, UBS (+0,2%) und Zurich (+0,9%) sind fester.

Am breiten Markt büssen Bobst 1,5 Prozent ein. Der Maschinenbauer hat im ersten Halbjahr einen Verlust von 30 Millionen Franken eingefahren. Im zweiten Halbjahr rechnet das Unternehmen zwar mit einer Erholung, zum Vorjahr soll das Ergebnis aber tiefer ausfallen.

Die wieder strenger werdenden Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie färben laut Händlern wieder zunehmend negativ auf die Aktien mit Reisebezug ab: Die Anteile des Flughafen Zürich verlieren 2,5 Prozent. Die Titel des Reisedetailhändlers geben 6,6 Prozent nach und die Scheine des Hotel- und Baukonzerns Orascom sind ein Prozent tiefer.

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