Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag nach einem schwachen Start ins Plus vorgerückt. Dafür ist vor allem sein defensiver Charakter verantwortlich, denn es sind vor allem die Pharmaschwergewichte und Nestlé, welche den Gesamtmarkt stützen. Die Mehrheit der Titel knüpft mit allerdings moderaten Verlusten an die schwachen Vortage an. Nach den Anschlägen auf die saudi-arabische Ölinfrastruktur hat sich die Lage mit einem zwar hohen, aber relativ stabilen Ölpreis etwas beruhigt, bleibt aber angespannt.

Geopolitische Instabilität im Nahen Osten sei zwar nichts Neues, heisst es am Markt. Die Attacke auf die Anlagen in Saudi-Arabien und der massive Sprung des Ölpreises hätten aber einen historischen Anstrich. Ein deutlich höherer Preis für das "Schwarze Gold" könnte zudem die bereits angeschlagene Weltwirtschaft weiter belasten, so die Befürchtungen. Hierzu passt auch die vom Seco reduzierte Prognose für das Wachstum der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr. Und die jüngsten Konjunkturdaten aus China dämpfen die Sorgen um die Entwicklung der Wirtschaft auch nicht. Chinas Wirtschaft hat sich zuletzt in vielen wichtigen Bereichen noch schwächer entfaltet als erwartet.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 10.55 Uhr 0,36 Prozent höher bei 10'005,09 Punkten. Auch der breite Swiss Performance Index (SPI) zieht um 0,34 Prozent auf 12'113,62 Punkte an. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) hingegen gibt wegen der beschränkten Gewichtung der Schwergewichte 0,07 Prozent auf 1'534,38 Punkte nach. Von den 30 SLI-Titeln kommt auf zwei Verlierer ein Gewinner.

Nebst dem Thema Ölpreis rückt die Geldpolitik wieder in den Mittelpunkt. Hierzulande wird die SNB am Donnerstag über ihre Einschätzung der Lage berichten. Bereits einen Tag davor richten sich die Blicke der Investoren auf die für die Weltwirtschaft natürlich wesentlichere amerikanische Notenbank. In Marktkreisen wird eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt erwartet.

Am meisten profitiert der Gesamtmarkt derzeit von den starken Genussscheinen von Roche (+1,6%) am Tag nach einem Investorentag. In ihren Kommentaren sind sich die Analysten einig, dass sie allesamt aus dem Investorentag mit mehr Optimismus herausgegangen sind. Sie zeigten sich überzeugt sowohl von der Strategie als auch vom Portfolio des Pharmariesen.

Die Spannungen im Nahen Osten helfen aber auch weiteren defensiven Titeln aus dem Sektor. So legen auch Novartis (+1,0%) klar zu, während die erweiterte Spitzengruppe um Titel wie Vifor Pharma (+1,0%), Sonova (+0,7%) oder Alcon (+0,4%) ergänzt wird. Alcon erhält zudem von einer Neuorganisation der Finanzierung etwas Auftrieb.

Einmal mehr sind im aktuellen Umfeld auch Nestlé (+1,1%) klar gesucht.

Auf der Gegenseite büssen Clariant (-2,1%) als konjunktursensitiver Titel am meisten an Terrain ein, zusätzlich gebremst von einem kritischen Bericht zur Chemiebranche des Brokers Baader Helvea.

Unter Druck stehen mit Julius Bär (-1,8%), UBS (-1,5%), CS (-1,4%) oder Zurich (-1,0%) auch einige Finanzwerte.

AMS (-1,9%) können den Abwärtstrend noch nicht stoppen. Bereits am Vortag waren die Titel des österreichischen Sensorherstellers nach neuen Details zur geplanten Übernahme des Konkurrenten Osram, den Investoren unterschiedlich beurteilen, grösster Verlierer.

Im breiten Markt legen Cembra Money Bank um 1,4 Prozent recht solide zu. Der Titel erhält von einer Aufstufung auf "Outperform" durch die Credit Suisse etwas Unterstützung.

Implenia (-1,6%) geben dagegen klar nach. Ein Auftrag aus Berlin über rund 130 Millionen Euro vermag dem Titel keine Impulse zu geben, zumal er seit Anfang August markant zugelegt hatte. Somit werden eher die Gewinne ins Trockene gebracht.

cf/rw