Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist zu Wochenschluss auf Richtungssuche und notiert nach zwei Handelsstunden eine Spur fester. Von Unternehmensseite ist die Nachrichtenlage dünn. Dass der hiesige Börsenplatz vergleichsweise gut abschneidet, liegt aber allein an den Avancen der schwergewichteten Nestlé-Aktien.

Abgesehen davon sind es die gleichen Nachrichten wie an den Vortagen, die das Geschehen dominieren. Weiter im Raum stehen die steigende Zahl an Corona-Infektionen in vielen Ländern sowie die Unsicherheit wegen der US-Präsidentschaftswahlen. Immerhin scheinen in den USA Demokraten und Republikaner beim Thema Coronahilfen wieder gesprächsbereit.

Der SMI steht um 11.05 Uhr 0,20 Prozent höher bei 10'232,08 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,01 Prozent auf 1'540,04 und der breite SPI um 0,26 Prozent auf 12'734,77 Punkte. Im SLI stehen elf Gewinner 19 Verlierern gegenüber.

Nestlé (+2,1% auf 110,52 Fr.) halten den SMI im Alleingang im Plus. Die Papiere profitieren von einer Hochstufung durch HSBC auf "Buy". Das deutlich höhere Kursziel von 123 Franken ergibt zum aktuellen Kurs ein Potenzial von 11 Prozent. Das Allzeithoch der Papiere vom letzten September bei 113,20 Franken ist damit nicht mehr allzu weit entfernt.

Nestlé wiegen auch die Gewinnmitnahmen in den beiden anderen Schwergewichten Novartis (-0,7%) und Roche (-0,1%) auf. Tiefer notieren zudem andere Gesundheitswerte wie Straumann (-0,7%), Sonova (-0,4%) oder Lonza (-0,3%).

Die Aktien der Banken rutschen wieder deutlich ins Minus. Credit Suisse sinken um 0,8 Prozent und UBS um 1,0 Prozent. Sie setzten damit ihren jüngsten Abwärtstrend fort. Beide Grossbankenaktien sind wieder für weniger als eine "Zehnernote" zu haben.

Der Schwung, der vor einigen Tagen nach diversen Fusions- und Übernahmespekulationen entstanden war, ist definitiv weg. Als Thema dominieren bei den Finanzwerten wieder die ultratiefen Zinsen. Äusserungen von Notenbankchefs rund um den Globus hätten die Tendenz wieder verstärkt.

Auch Julius Bär (-1,1%) hinken hinterher. Die Bank muss laut Bundesgericht in einem Fall von verschollenen DDR-Vermögen nun definitiv 150 Millionen Franken zahlen. Der Betrag ist durch Rückstellungen gedeckt. Das Geld wollen sich die Bären von der UBS zurückholen.

Temenos erholen sich um 0,5 Prozent. Der Spezialist für Bankensoftware wurde zuletzt in Sippenhaft - mit Blick auf die Techbranche vor allem auch in den USA - genommen. In Logitech (-2,1%) werden hingegen die jüngsten Gewinne mitgenommen.

Hinter Nestlé und Temenos stehen vereinzelte zyklische Papiere auf den Kaufzetteln. Allen voran LafargeHolcim ziehen um 0,6 Prozent an; SGS und Kühne+Nagel gewinnen 0,3 Prozent.

In den hinteren Reihen kommt die Erholung in des Papieren des Flughafens Zürich (-1,2%) und von Dufry (-0,9%) nicht wirklich vom Fleck. Neue Sorgen vor steigenden Infektionsraten in Europa setzen dem stark vom Reise- und Tourismusverkehr abhängigen Sektor immer wieder zu. Für den Flugverkehr existiert laut Händlern kaum Fantasie - zumindest bis zum kommenden Frühjahr.

Nach Zahlen springen SHL um deutliche 8,3 Prozent an. Der Anbieter von fernmedizinischen Dienstleistungen hat zwar die Corona-Pandemie zu spüren bekommen und weist für das erste Semester 2020 einen deutlich tieferen Gewinn aus. Das Unternehmen setzt aber mittelfristig auf eine verstärkte Adaption der Telemedizin wegen der globalen Pandemie.

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