Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Gewinne im Verlauf des Mittwochvormittags deutlich ausgebaut. Der Leitindex SMI überwand dabei die Schwelle von 10'400 Punkten. "Die Erholung nach dem Schwächeanfall vom Montag geht weiter", kommentiert ein Händler. Positiv werde am Markt taxiert, dass sich in den USA die Streithähne im Parlament zumindest bei einem Punkt einigen konnten und sich nun bis auf weiteres keine Behördenschliessungen abzeichneten.

Dies könne aber nicht als Hinweis dafür gesehen werden, dass es beim Konjunkturpaket zu einer Einigung komme, wird eingeräumt. Abgesehen davon gibt es auch wegen der neusten Konjunkturdaten aus der Eurozone warnende Stimmen am Markt. Diese verweisen auf die neuen Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor, die sich den zweiten Monat in Folge zurückgebildet haben. "Die zweite Coronawelle wird zum Konjunkturkiller", kommentiert die VP Bank diese Entwicklung. Wie nachhaltig die aktuelle Erholung sei, werde sich daher weisen müssen, so ein Händler.

Der SMI gewinnt um 11.00 Uhr 0,71 Prozent hinzu auf 10'429,12 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,99 Prozent auf 1'572,38 und der breite SPI um 0,72 Prozent auf 12'955,14 Punkte. 28 der 30 SLI-Titel legen zu.

Bei den Blue Chips führen AMS (+4,6%) mit grossem Vorsprung das Gewinnerfeld an. Nach der bereits im Juli abgeschlossenen Mehrheitsübernahme des angeschlagenen Lichtkonzerns Osram treibt der Konzern die Integration mit einem sogenannten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag voran. Zudem zeichnet sich bei Osram im neuen Geschäftsjahr 2020/21 eine Verbesserung ab, wie das Unternehmen am Vorabend mitgeteilt hatte. Beides kommt bei den meisten Analysten gut an.

Dahinter legen Sonova (+2,8%) am stärksten zu. Die Papiere des Hörgeräteherstellers werden von Aussagen des Managements gestützt. Konkret habe die besser als erwartete Entwicklung in den Monaten Juli und August angehalten, liess der Hörgerätespezialist an einer Investorenkonferenz verlauten. "Viele Investoren haben Sonova zuletzt zu negativ gesehen", meint ein Händler angesichts dieser News.

Avancen von mehr als 2 Prozent verzeichnen ausserdem noch Geberit (+2,3%) und Sika (+2,1% auf 222,30 Fr.). Bei letzteren haben trotz der Jahresperformance von über 20 Prozent gleich zwei Analysehäuser neue Kaufempfehlungen ausgesprochen und die Kursziele satt erhöht. Vontobel sieht den fairen Wert bei 250 Franken, Mainfirst sogar bei 260 Franken. Begründet wird dieser Optimismus unter anderem damit, dass Sika eine "Cash-Maschine" sei und daher weitere Firmenübernahmen zu erwarten seien.

Gefragt sind ausserdem Zykliker wie Adecco und ABB sowie die Luxusgüterpapiere Swatch und Richemont. Sie gewinnen zwischen 1,6 und 1,9 Prozent.

Auf Erholungskurs sind zudem die Bankentitel CS, UBS und Julius Bär, die gut 1 Prozent zulegen. Sie hatten am Montag besonders unter dem Ausverkauf gelitten.

Massgeblich zur Aufhellung im Verlauf des Vormittags tragen auch die Schwergewichte bei. So rangieren Nestlé (+0,7%) und Roche (+0,3%) zwar auf den hinteren Rängen, aber doch klar im Plus. Und Novartis trägt zwar noch immer die rote Laterne, hat die anfänglich starken Einbussen aber nach und nach abgebaut (-0,1%). Der Grund für die magere Performance bei Novartis ist ein Rückschlag bei einem Wirkstoff. Analysten erwarten daher eine spätere Markteinführung und einen deutlich tieferen Spitzenumsatz.

Am breiten Markt fallen Relief Therapeutics mit Gewinnen von 7,6 Prozent auf. Der Forschungspartner der Genfer Biotechfirma hat für sein Corona-Medikament in den USA einen Zulassungsantrag eingereicht.

Markant aufwärts geht es ausserdem mit Feintool (+10,2%).

Auf der anderen Seite kommen am Berichtstag Aryzta (-4,2%) nach einer "Reduce"-Empfehlung nicht auf Touren. Wenig gefragt sind auch Pharmatitel wie Kuros, Obseva, Addex und Evolva, die Einbussen zwischen rund 2 bis 4 Prozent verzeichnen.

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