Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt kommt am Dienstag nicht recht vom Fleck. Während die meisten Börsenplätze in Europa und Asien von weiteren Impfstoff-Hoffnungen getrieben werden, verhageln die uneinheitlichen Schwergewichte Novartis, Nestlé und Roche dem SMI hierzulande eine ähnliche Performance. Manch ein Börsianer spricht gar vom Auftakt in das Jahresend-Rally - und das, nachdem bereits der November vielerorts einer der stärksten Monate war.

Neben den Impfstoff-Hoffnungen werden aber auch speziell die aktuellen Konjunkturdaten aus China als Stütze gewertet. Dort ist der Caixin-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im November auf den höchsten Stand seit 2010 gestiegen. In Europa wiederum hat sich die Industriestimmung weniger stark als erwartet eingetrübt. "Die Daten aus China zeigen auf, dass das kommende Börsenjahr 2021 im Zeichen einer potentiellen Konjunkturerholung auch in Europa stehen könnte", kommentiert ein Händler. Das Schweizer BIP im dritten Quartal hat auf jeden Fall in diese Richtung gezeigt. Gleichzeitig bleibe aber die Covid-19-Pandemie immer noch ein Kaufhemmnis. Die anhaltend hohen Infektionszahlen holten Anleger jeden Tag aufs Neue auf den Boden der Tatsachen zurück.

Der SMI weist gegen 11 Uhr ein leichtes Plus von 0,06 Prozent auf 10'482,95 Punkte aus. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, steigt um 0,17 Prozent auf 1'654,52 und der umfassende SPI um 0,12 Prozent auf 13'019,11 Punkte. Im SLI stehen 16 Gewinnern elf Verlierer gegenüber. Drei Titel sind unverändert.

Dass der SMI um den Schlusskurs von Montag pendelt, während etwa der deutsche DAX oder der britische FTSE 100 deutlich zulegen, ist vor allem der Kursentwicklung der drei Schwergewichte geschuldet. Novartis fallen um 0,5 Prozent zurück, Nestlé bewegen sich in einer engen Spanne um den Schlusskurs vom Montag und bei Roche stehen Gewinne von 0,4 Prozent zu Buche.

Dabei weisen einige Werte durchaus stärkere Bewegungen aus. So führen etwa Temenos (+4,3%) die Gewinnerliste mit einem grossen Abstand an. Auch die Aktien von Swiss Life, Swiss Re, AMS und Zurich ziehen mit Aufschlägen zwischen 2,0 und 0,9 Prozent überdurchschnittlich an. Sie alle haben am Vortag eher zu den Verlierern gezählt, weil Investoren nach ihrer starken Performance im November Gewinne eingestrichen hatten.

Die Kursgewinne von 2,2 Prozent bei Sonova sind dagegen einer neu ausgesprochenen Kaufempfehlung von Jefferies geschuldet. Auch bei LafargeHolcim ist es ein Analystenkommentar, der den Titeln zu einem Kursplus von 1,4 Prozent auf 48,34 Franken verhilft. Die Experten von Vontobel haben das Kursziel auf 55 Franken erhöht.

Der Personaldienstleister Adecco hält sich am Investorentag mit +0,2 Prozent ebenfalls in der Gewinnzone. Analysten zeigen sich angetan vom Geschäftsverlauf im laufenden vierten Quartal. Auch die neue Strategie wird wohlwollend aufgenommen.

Knapp im Plus halten sich auch die Aktien der beiden Grossbanken CS (+0,2%) und UBS (+0,1%). Bei der CS soll Lloyds-Chef António Horta-Osório nächstes Jahr in die Fusstapfen von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner treten, was am Markt begrüsst wird. Gleichzeitig könnte ein noch offener Hypothekenstreit in den USA der Grossbank eine Busse von bis zu 680 Millionen US-Dollar bescheren.

Auf der Verlierer-Liste sind Namen aus den unterschiedlichsten Branchen zu finden. Besonders deutlich kommen Schindler mit -2,0 Prozent zurück. Auch sie haben im November eine starke Erholung gesehen. Mit Lonza (-1,2%) und Givaudan (-1,1%) folgen weniger konjunktursensible Titel. Auch bei ihnen nehmen Investoren nach einer bisher starken Entwicklung im laufenden Jahr Gewinne mit.

In den hinteren Reihen fallen Swiss Steel (-4,1%) nach einer angekündigten Kapitalerhöhung und SIG Combibloc (-3,1%) nach dem Ausstieg von Grossaktionär Onex zurück.

Dem stehen Aufschläge von 4,6 Prozent bei Aryzta nach soliden Zahlen zum ersten Quartal gegenüber. Auch SHL Telemedicine (+2,4%) kommen mit den neu angebotenen virtuellen Arztbesuchen in Deutschland gut an.

hr/ra