Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt ziehen auch am Donnerstag die Kurse mehrheitlich weiter an. Allerdings ist dem SMI nach einem Kursgewinn von mehr als 7 Prozent innerhalb von drei Tagen etwas die Puste ausgegangen, so dass die Aufschläge aktuell etwas geringer ausfallen als an den Tagen davor. Doch selbst das moderate Plus ist laut Händlern unerklärlich, da in den USA genau das passiert ist, was niemand wollte.

"An sich hatten die Märkte in den letzten Wochen auf eine blaue Welle bei den US-Wahlen gehofft und sich vor den Aussichten auf ein umstrittenes Ergebnis gefürchtet", kommentiert ein Börsianer. Nun drohe die Trump-Kampagne vor einer Niederlage zu stehen und die Ergebnisse anzufechten. "Damit sind wir genau an diesem Punkt angelangt. Und dennoch haben die Märkte nicht mehr als ein kollektives Schulterzucken gezeigt."

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,52 Prozent auf 10'339,97 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, steigt um 0,83 Prozent auf 1'593,18 und der umfassende SPI um 0,52 Prozent auf 12'868,20 Zähler. Von den 30 SLI-Werte gewinnen 25 hinzu und fünf verlieren.

Als Gründe für die Widerstandsfähigkeit des Marktes nennen Händler etwa die Aussicht, dass die Zentralbanken mit mehr geldpolitischem Aktivismus eingreifen werden. Hinzu komme, dass die Republikaner wohl den Senat weiter dominierten, womit es den Demokraten schwer fallen werde, etwa die geplanten Steuererhöhungen durchzusetzen.

Starke Kursgewinne bei den US-Techwerten verhelfen AMS (+4,2%) und Logitech (+3,4%) zu deutlichen Avancen. Bei dem Hersteller von Computermäusen sorgt eine Hochstufung durch Kepler Cheuvreux für zusätzlichen Rückenwind. Derweil werden AMS von einem besser als erwartet ausgefallenen Quartalsergebnis beim Rivalen Dialog Semiconductor gestützt.

Der Pharmazulieferer Lonza (+2,4%) macht seinem Ruf als Investoren-Liebling einmal mehr alle Ehre. Bereits am Vortag waren die Aktien um 6 Prozent in die Höhe geschnellt. Während am gestrigen Mittwoch auch andere Vertreter aus der Gesundheitsbranche zu den Favoriten gehörten, hinken Alcon, Straumann und Roche mit Aufschlägen zwischen 0,5 und 0,1 Prozent dem Markt heute etwas hinterher. Novartis (-0,5%) geben sogar einen Teil der Vortagesgewinne ab.

Sehr uneinheitlich entwickeln sich auch die Finanzwerte. Sie hatten am Vortag überwiegend unter dem unklaren US-Wahlausgang gelitten. Aktuell stehen Partners Group und CS-Aktien (beide +1,9%) dagegen weit oben auf den Einkaufslisten der Anleger. Julius Bär und UBS (beide +0,9%) hinken etwas hinterher und die Versicherer Swiss Re und Swiss Life fallen um 0,9 bzw. 0,3 Prozent zurück. CS-Aktien profitieren von einer neu ausgesprochenen Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux.

Mit Kursgewinnen von mehr als anderthalb Prozent sind auch Richemont gesucht. Der Uhren- und Schmuck-Konzern wird am Freitag über seinen aktuellen Geschäftsverlauf berichten. Daneben sind noch weitere konjunktursensible Werte wie Geberit, ABB oder auch SGS gesucht. Die Aktien verteuern sich zwischen 1,8 und 1,2 Prozent.

Im breiten Markt stechen die Aktien vom Relief Therapeutics (+31%) nach Aussagen zur Covid-19-Studie heraus. Auch Bobst (+1,1%) gewinnen hinzu, nachdem der Verpackungsmaschinenhersteller aktuelle Geschäftszahlen präsentiert hat. Bei Valiant (+0,1%) fallen die Kursgewinne nach Zahlen etwas zurückhaltender aus.

Dagegen machet sich bei den Galenica-Anteilen (+3,3%) ein positiver Analysten-Kommentar von Mirabaud stützend bemerkbar.

Dem stehen deutliche Kursverluste von jeweils mehr als 8 Prozent bei Achiko und Schlatter gegenüber. Züblin-Aktien (-3,0%) fallen, nachdem die Immobiliengesellschaft für das erste Halbjahr einen Gewinnrückgang vermeldet hat.

hr/uh