Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt verharrt am Montagvormittag im roten Bereich, wobei sich der Leitindex SMI um die Marke von 10'000 Punkten bewegt. Als Auslöser für die Verluste gelten die Angriffe auf die saudische Ölraffinerie und der in der Folge scharf angestiegene Ölpreis. Laut Händlern hat dies viele Investoren auf dem falschen Fuss erwischt.

Denn das Gros der Marktteilnehmer habe zuletzt auf eine Erholung der Weltwirtschaft gesetzt. "Was die Börse jetzt auf keinen Fall gebrauchen kann, sind weiter steigende Ölpreise", so ein Analyst. "Das würde die zurückgekehrten Hoffnungen auf einen konjunkturellen Aufschwung im Keim ersticken." Als Zeichen der Hoffnung gilt, dass die Märkte nicht eingebrochen sind. Offenbar rechneten derzeit die meisten Investoren nicht mit einer (militärischen) Eskalation, heisst es dazu. Entscheidend für das weitere Marktgeschehen sei nun aber die Reaktion der USA.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 11.00 Uhr 0,42 Prozent tiefer bei 10'005,52 Punkten, nachdem er im frühen Handel bis auf 9'964 Zähler gefallen war. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gibt 0,61 Prozent auf 1'539,83 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,50 Prozent auf 12'109,83 nach. 25 der 30 SLI-Titeln verzeichnen Einbussen.

Die mit Abstand deutlichsten Verlust bei den Blue Chips erleiden AMS (-4,3%). Am Morgen gab das Unternehmen neue Details zur geplanten Übernahme des Konkurrenten Osram bekannt. Und Osram empfiehlt die AMS-Offerte nun zur Annahme. In Marktkreisen werden die neusten Nachrichten als eher kursneutral gewertet. Der Abgabedruck sei nach einem Anstieg der Papiere um über 20 Prozent in den vergangenen zwei Wochen wohl auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen, ist zu hören. Dazu komme, dass die News vor dem Hintergrund betrachtet werden müssten, dass Investoren den geplanten Deal mit Osram nach wie vor unterschiedlich beurteilten.

Deutlich abwärts geht es auch mit den Credit-Suisse-Papieren (-1,9%), nachdem die Schweizer Zentrale laut einem Bericht in der Wochenendpresse stärker in den Kreditskandal in Mosambique verwickelt sein soll als bisher angenommen. Laut einem Analysten sind die Einbussen aber "eher zu einem geringen Teil" auf diesen Bericht zurückzuführen. Vielmehr lasteten auch auf den Finanzwerten neuerliche Konjunkturängste. So notieren denn auch UBS im Minus (-0,6%).

Relativ klar abwärts geht es ausserdem mit Swiss Life (-1,4%). Die US-Bank JP Morgan hat das Rating in einer Branchenstudie auf 'Underweight' von 'Neutral' gesenkt. Auf der anderen Seite kommen Zurich in der gleichen Studie mit einer bestätigten Kaufempfehlung und einem erhöhten Kursziel gut weg - und verzeichnen mit -0,4 Prozent prompt unterdurchschnittliche Abgaben.

Bei Kühne+Nagel (-1,1%) dürfte sich derweil der Ölpreisanstieg ziemlich direkt auswirken. Börsianer befürchten, dass mit dem Ölpreisanstieg der jüngste Erholungstrend bei der Aktie wieder kippen könnte. "Das Unternehmen ist direkt von steigenden Ölpreisen, Kerosin- sowie Benzinkosten tangiert - entsprechend steigen die Sorgen vor einer Margenerosion und einem Gewinnrückgang", meinte ein Marktteilnehmer

Etwas mehr als 1 Prozent geben ausserdem noch Adecco, Julius Bär, Lonza, Partners Group und Temenos nach.

Keine grosse Belastung mehr für den Gesamtmarkt sind - im Unterschied zum frühen Handel - die schwergewichtigen Novartis (-0,4%). Das Krebsmittel Kisqali des Basler Konzerns gehört zu einer Gruppe von Medikamenten, für die es eine neue Sicherheitswarnung der US-Gesundheitsbehörde FDA gibt. Roche (unverändert) halten sich im Vorfeld des "Pharma Day" noch besser. Und auch das dritte Schwergewicht Nestlé (-0,2%) schneidet vergleichsweise gut ab.

Unverändert oder minimal im Plus notieren ausserdem Alcon, Geberit und Swisscom. Sonova sind mit +0,5 Prozent als einziger SLI-Titel klar in der Gewinnzone.

Am breiten Markt fallen Schmolz+Bickenbach (-5,9%) nach einer Ratingabsenkung durch Standard&Poors negativ auf. Auf der anderen Seite sind die Aktien des Bahnbauers Stadler (+1,6%) und des Spinnereimaschinenherstellers Rieter (+1,5%) gefragt. Auftrieb geben Interview-Aussagen von Stadler-Firmenpatron Peter Spuhler, wonach er Ankeraktionär bleiben wolle. Ausserdem wurde bekannt, dass Spuhler auch bei Rieter zugekauft hat.

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