Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt befindet sich am Mittwoch in einem Spannungsfeld. Während die Hoffnung auf Corona-Impfstoffe und die Aussicht auf eine letztlich doch geordnete Amtsübergabe im Weissen Haus stützen, sorgen die Infektionszahlen und die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie für ein Gegengewicht.

Dass die Unsicherheit an den Börsen abnimmt, zeigt sich auch in der deutlich gesunkenen Volatilität. "Die Investoren sehen jegliche Kursrückgänge als Einstiegschance an." Als grundsätzliche Stütze werten Börsianer auch die Nachrichten aus den USA. Die Aussicht auf eine US-Finanzministerin Janet Yellen schüre die Erwartung einer engeren Verzahnung der Notenbank mit der Regierung. "Zusammen mit dem Willen der Demokraten zu höheren Staatsschulden könnten die Märkte vor einer neuen Welle geld- und fiskalpolitischer Lockerungsmassnahmen stehen", kommentiert ein Börsianer. Die Anleger würden davon quasi in Watte gepackt.

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,22 Prozent hinzu auf 10'514,16 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, unverändert mit +0,05 Prozent leicht fester bei 1'654,22 Punkten und der umfassende SPI steigt um 0,24 Prozent auf 13'023,16 Punkte. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage.

Unter den grössten Gewinnern sind neben den Zyklikern Logitech (+1,8%) und Adecco (+1,0%) auch die Aktien des Schwergewichts Novartis (+1,0%). Der Pharmakonzern habe an seinem gestrigen Investorentag Optimismus verbreitet, heisst es von Analysten.

Mit Lonza, Roche, Sonova und Alcon gewinnen noch weitere Vertreter aus der Gesundheitsbranche hinzu. Ihre Kurgewinne liegen zwischen 0,7 und 0,4 Prozent. Zum Schwergewicht Roche haben sich am Morgen einige Experten etwas vorsichtiger geäussert. Der Finanzchef habe Analysten am Vortag darauf vorbereitet, dass der Umsatz im Gesamtjahr eher am unteren Ende der angepeilten Spanne ausfallen werde.

Auch das dritte Schwergewicht, Nestlé, gewinnt mit +0,4 Prozent ebenfalls hinzu. Der Nahrungsmittelkonzern trennt sich von seinem Yinlu-Geschäft in China.

Dem stehen Kursverluste bei Zyklikern und Chemiewerten gegenüber. Wie ein Händler kommentiert, positionierten sich Investoren aktuell wieder klar in defensiven Branchen.

Tatsächlich gehören die Aktien der beiden Grossbanken UBS (-2,0%) und CS (-1,3%) nach dem zuletzt starken Lauf zu den grössten Verlierern. Auch die Versicherer Zurich, Swiss Re und Swiss Life werden aus den Depots geworfen und verbilligen sich zwischen 0,7 und 0,5 Prozent.

Clariant (-0,8%) fallen ebenfalls zurück. Der Chemiekonzern setzt nochmals den Rotstift an und will weitere etwa 1'000 Stellen streichen. In einem ersten Kommentar begrüsst man bei Baader Helvea die Kosteneinsparungen zwar, betont aber, dass Clariant ein Übernahmekandidat bleibe.

Mit deutlichen Kursbewegungen fallen in den hinteren Reihen U-Blox (+7,8%) auf, die am Investorentag über eine Geschäftsbelebung berichteten. Der Industriekonzern SIG Combibloc (+3,1%) übernimmt derweil die 50-Prozent Beteiligung an einem Joint Venture mit der saudi-arabischen Obeikan Investment Group (OIG) vollständig.

Am anderen Ende der Kurstafel fallen Flughafen Zürich (-2,4%) oder auch EFG (-2,2%) überdurchschnittlich zurück.

hr/jb