Zürich (awp) - Die neue Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China hat am Freitag für rote Kurse am Schweizer Aktienmarkt gesorgt. China hat neue Vergeltungszölle angekündigt. US-Importe sollen mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von fünf bis zehn Prozent belastet werden. US-Präsident Donald Trump schoss auf Twitter zurück und kündigte eine Reaktion an.

Zornig zeigte sich Trump auch über Fed-Chef Jerome Powell. Dieser beteuerte in seiner mit Spannung erwarteten Rede an der Notenbankerkonferenz in Jackson Hole zwar, die US-Notenbank werde angemessen handeln, um die Konjunktur zu stützen. Die verhoffte Klarheit über künftige Zinssenkungen brachte die Rede jedoch nicht. Das zog wiederum den Zorn Trumps auf sich: "Meine einzige Frage lautet, wer ist unser grösserer Feind, Jay Powel oder der Vorsitzende Xi?", twitterte der US-Präsident.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss schliesslich um 0,62 Prozent im Minus bei 9'744,98 Punkten - nachdem er bis am Mittag noch deutlich zugelegt hatte. Auf Wochensicht gab es dennoch ein Plus von 1,1 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsste um 0,77 Prozent auf 1'477,67 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,52 Prozent auf 11'869,00 Zähler ein. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen mit Ausnahme von Schindler alle tiefer.

Die grössten Verluste fuhren die Titel des Chip- und Sensorenherstellers AMS (-3,9%) ein. Neben der Eskalation des Handelsstreits belastete laut Händlern weiterhin die drohende Kapitalerhöhung im Zuge der möglichen Osram-Übernahme die Titel. Die beiden anderen Techtitel - die jeweils stark unter Verschärfungen im Handelsstreit leiden - Logitech und Temenos büssten zwar ihre Gewinne vom Morgen ein, kamen jedoch mit einem Minus von je 0,1 Prozent glimpflich davon.

Am unteren Ende der Tabelle standen zudem erneut Alcon (-3,2%). Der vor ein paar Monaten von Novartis abgespaltene Augenheil-Konzern hatte am Dienstagabend seine Quartalszahlen präsentiert und dabei die Erwartungen nicht zu erfüllen vermocht. Entsprechend hat die Aktie seither Mühe, mit den anderen SMI-Titeln mitzuhalten.

Vom Strudel des Handelskonflikts wurden auch die Zykliker LafargeHolcim (-2,2%), Sika (-1,1%) und Adecco (-1,1%) nach unten gerissen. Die Luxusgütertitel Swatch (-0,9%) und Richemont (-1,1%) büssten ebenfalls klar ein. Auch für sie wird der Konflikt als grosse Gefahr gesehen - ist doch China einer der wichtigsten Absatzmärkte.

Schliesslich wurde mit den neuen Zöllen auch der Erholungsversuch der Grossbankentitel UBS (-0,9%) und CS (-1,1%) vereitelt.

Im Plus halten konnten sich nur wenige Aktien. So setzten die Aktien des Lift- und Rolltreppenherstellers Schindler (+0,8%) ihren zu Beginn der Woche gestarteten Anstieg unbeirrt fort. Eine Stütze für den SMI waren zudem lange die defensiven Schwergewichte Roche (-0,02%), während Nestlé (-0,4%), allerdings drehten auch sie gegen Handelsschluss noch ins Minus.

Im breiten Markt fielen U-Blox (-8,5%) mit einem dicken Minus auf. Der Spezialchiphersteller überraschte im ersten Halbjahr mit einem Umsatzrückgang und einem Gewinneinbruch. Auch die Prognosen wurden gekappt.

Coltene (-5,7%) wiederum geben die Gewinne von der Erholung am Vortag wieder ab. Die CS hat nach Vorlage der Halbjahreszahlen das Kursziel gesenkt. Nach einer eher schwachen Margen-Entwicklung im ersten Semester gingen sie von höheren operativen Kosten aus für den Dentalbedarfshersteller, schrieben die Analysten.

Gesucht waren dagegen nach den Halbjahreszahlen Bachem (+7,1%). Das Biochemieunternehmen hat mit einem starken Umsatz- und EBIT-Plus die Erwartungen übertroffen. Mit einem starken Plus stachen weiter auch Asmallworld (+15%), Siegfried (+7%) und Hochdorf (+8%) hervor. Letztere rappelten sich damit etwas auf, nachdem sie für ihren Riesenverlust im ersten Halbjahr unter die Räder geraten waren.

tt/jb