Zürich (awp) - Die Hoffnung auf weitere Konjunkturhilfen für die US-Wirtschaft hat am Donnerstag die Anleger nach Aktien greifen lassen und für Kursgewinne auf breiter Front gesorgt. Nachdem US-Präsident Donald Trump Verhandlungen über ein weiteres Unterstützungsprogramm zunächst noch bis nach den Wahlen verschieben wollte, sagte er nun, gezielte Hilfspakete für vereinzelte Branchen könnten doch noch vor den Wahlen verabschiedet werden. "Das zeigt, wie anfällig und abhängig wir vom Nachrichtenfluss aus den USA geworden sind", sagte ein Händler.

Dadurch habe die Risikobereitschaft der Investoren wieder zugenommen. Als Stütze wird auch das jüngste Protokoll der letzten FOMC-Sitzung gesehen, wonach weitere Unterstützung des Fed auf dem Weg sein könnte. Zudem neige der Markt derzeit dazu negative Nachrichten - wie etwa die steigenden Zahlen der Neuinfektionen mit Covid-19 in vielen Ländern - auszublenden. Es sei interessant festzustellen, dass sich die meisten EU-Aktienhändler ausschliesslich auf die jüngsten Entwicklungen in den USA konzentrierten, obwohl auf dem alten Kontinent (Frankreich, Italien und Spanien) Rekordzahlen von Infektionen registriert würden, sagte ein Händler. Auch die weiter angespannte Lage auf dem US-Arbeitsmarkt trübe die Stimmung derzeit nicht.

Der SMI schloss 0,81 Prozent höher bei 10'270,24 Punkten und damit unter dem Tageshoch von 10'307,89 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,85 Prozent auf 1'577,50 und der breite SPI um 0,76 Prozent auf 12'817,58 Punkte. Von den 30 SLI-Werten schlossen 26 fester, drei tiefer und UBS waren unverändert.

Gesucht waren Temenos (+4,0%). Händler sprachen von Deckungskäufen und einer Gegenbewegung nach den jüngsten Kursverlusten. Analysten hatten sich jüngst vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen in der kommenden Woche kritisch über den Bankensoftwarehersteller geäussert.

Im Aufwind waren zudem Vertreter aus dem Medizinal- und Gesundheitsbereich wie Alcon (+4,3%), denen Deckungskäufe ebenfalls Schub gaben. Zudem griffen die Anleger bei Straumann (+2,1%) und Sonova (+1,7%) zu. Auch in den hinteren Reihen waren einzelne Gesundheitswerte wie Molecular Partners, Zur Rose, oder Vifor Pharma gesucht.

Die Aktien des Sensorenherstellers AMS (+1,2%) drehten nach einem schwachen Start ebenfalls klar in die Gewinnzone. Das Unternehmen informierte im Zusammenhang mit der Übernahme des Lichtkonzerns Osram über Finanzierungslösungen und stellte für das dritte Quartal einen Umsatz im Rahmen der Erwartungen in Aussicht.

Eine starke Stütze des Marktes waren die Aktien des Pharmaschwergewichts Novartis (+1,6%). Rivale Roche (+0,5%) und der Lebensmittelriese Nestlé (+0,5%) folgten mit einem gewissen Abstand.

Auf Erholungskurs befanden sich die Finanzwerte, die in den letzten Tagen unter Druck gestanden hatten. Allen voran verteuerten sich Julius Bär um 2,3 Prozent. Auch Swiss Re (+2,2%), Swiss Life (+1,4%) und Credit Suisse (+0,4%) legten zu. Bei den Versicherern waren Investoren an den vorangegangenen Handelstagen ausgestiegen, nachdem sich Nachrichten zu Unwettern in verschiedenen Ländern gemehrt hatten.

Daneben gewannen auch konjunktursensible Aktien wie LafargeHolcim (+1,8%), Adecco (+0,9%) und ABB (+0,7%) an Wert. Logitech (+1,1%) machten jüngst verlorenen Boden gut.

Auf der anderen Seite büssten Givaudan (-1,0%) an Wert ein. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach der Vorlage des Neunmonatsumsatzes. Der Aromen- und Riechstoff-Hersteller hat im bisherigen Jahresverlauf etwa ein Drittel an Wert gewonnen.

Ebenfalls schwächer waren Schindler (-1,7%). Gewinnmitnahmen und ein grösserer Verkaufsauftrag machten laut Händlern den Papieren des Lift- und Rolltreppenherstellers zu schaffen.

Am breiten Markt fielen Aryzta nach einem Analystenkommentar mit +5 Prozent auf. Dufry (+6,6%) setzten den Höhenflug, der mit Bekanntgabe der Kooperation mit der chinesischen Alibaba angefangen hatte, fort.

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