Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat eine turbulente Woche versöhnlich beendet. Am Freitag schloss der Leitindex SMI leicht im Plus. Zuvor hatten diese Woche die zunehmend um sich greifende zweite Welle der Coronapandemie sowie die Unsicherheiten vor den US-Wahlen die Märkte auf Talfahrt geschickt. In einem Marktkommentar war gar von einer "Handelswoche des Grauens" die Rede.

Zahlreiche Länder sahen sich zu neuen Lockdown-Massnahmen gezwungen. Dies überschattete auch die eigentlich positiven Konjunkturdaten vom Freitag: So hat der Konsum der US-Amerikaner im September den fünften Monat in Folge zugelegt und das erst noch kräftiger als erwartet. Und in der Eurozone ist die Wirtschaft im dritten Quartal um fast 13 Prozent gewachsen. Es gehe aber bereits wieder in den Rückwärtsgang, hiess es in einem Kommentar. In dieser Situation gewinnen die anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA noch einmal mehr an Bedeutung: Davon hänge auch ab, wie gross ein nächstes Konjunkturpaket ausfallen werde, kommentierte ein Beobachter.

Der SMI kämpfte sich nach zwischenzeitlichen Verlusten aber wieder ins Plus zurück und schloss um 0,32 Prozent im Plus auf 9'587,15 Punkten. Auf Wochensicht beträgt das Minus aber immer noch 4,4 Prozent. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, gewann 0,36 Prozent auf 1'477,83 und der umfassende SPI 0,36 Prozent auf 11'944,43 Zähler. Unter den 30 wichtigsten Aktien schlossen 20 im Plus, zwei unverändert und 8 im Minus.

Die meisten Gewinne heimsten vor dem Wochenende Swiss Re (+3,5%) nach den Quartalszahlen ein. Der Rückversicherer konnte vor allem mit der Gewinn- und Prämienentwicklung im dritten Quartal positiv überraschen. Aber auch andere Finanztitel waren gefragt: So etwa Julius Bär (+1,9%), UBS (+0,8%) oder Zurich (+1,0%).

Auch Swiss Life (+0,9%) konnten nach der bislang schlechten Jahresperformance - sie sind bisher der zweitschwächste SMI-Wert - wieder etwas zulegen. Aus dem Markt war von Käufen aus dem angelsächsischen Raum zu hören. CS (+0,3%) hinkten dagegen nach den enttäuschenden Zahlen vom Donnerstag weiter hinterher.

Weiter konnte auch LafargeHolcim (+1,2%) mit Zahlen überzeugen. Der Baustoffkonzern hat im dritten Quartal die Markterwartungen klar übertroffen. Straumann (+3,2% auf 956 Fr.) erhielten Rückenwind von einer Kurszielerhöhung von Mirabaud auf 1'111 Franken.

Die grössten Einbussen fuhren die Luxusgütertitel Richemont (-1,1%) ein. Sie hatten schon am Vortag zu den Verlieren gehört.

Andererseits gehörten auch die Techtitel Temenos (-1,1%) und Logitech (-1,0%) zu den grössten Verlierern. An der Wall Street hatte einige der grossen Technologieunternehmen wie Apple oder Twitter mit ihren Resultaten enttäuscht. Allerdings konnte Apple immerhin von erfreulichen Vorbestellungen für das neue 5G-fähige iPhone berichten. Somit hielten sich auch die Titel des Zulieferers AMS (-0,2%) etwas besser. Bei Temenos belasteten zusätzlich eine Beteiligungsreduktion durch den Fondsriesen Capital Group sowie vorsichtige Aussagen von Baader Helvea für 2021, hiess es im Handel.

Die Schwergewichte konnten derweil ihre Verluste bis zum Handelsende eindämmen: Nestlé schlossen unverändert, Roche (+0,3%) und Novartis (+0,5%) gar im Plus.

Am breiten Markt gehörten vor allem Pharmafirmen zu den Gewinnern. So bauten Molecular Partners (+6,4%) ihre gestrigen Gewinne im Zuge der Zahlenvorlage nochmals kräftig aus. Auch Kuros (+4,9%) oder Dottikon (+3,5%) legten zu.

Implenia (+4,9%) fanden nach einer turbulenten Woche Boden. Nach der Bekanntgabe eines grossangelegten Konzernumbaus am Dienstag hatten die Titel des Baukonzerns rund ein Drittel an Wert verloren.

Auf der anderen Seite fielen Zur Rose mit Verlusten von 1,9 Prozent auf. Der deutsche Bundestag hat ein Gesetz angenommen, das Online-Apotheken Preisnachlässe auf verschreibungspflichtige Medikamente verbietet.

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